Kunststoffe. Ob für Fahrzeuge, Elektronik, Bau, Verpackungen, Haushalt oder Medizin – man braucht sie überall. Denn sie sind leistungsfähig, langlebig, effizient und vielfältig.
Wie wichtig Kunststoffe für jede:n Einzelne:n sind, zeigen globale Megatrends: Kunststoffe tragen zur Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrung und sauberem Wasser bei. Als Teil eines Windrads oder einer Solarzelle liefern sie sauberen Strom und schützen das Klima. Und Leichtbauteile im Auto oder Flugzeug bringen uns ressourcenschonend von A nach B.
So bleibt’s kuschelig warm: Dämmung, Rohrisolierungen oder moderne Fensterprofile sparen Energie und reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen. Moderne Isoliersysteme aus Kunststoff werden bei gleicher Dämmleistung immer dünner und leichter.
Leichter werden auch Fahrzeuge – sie fahren sparsamer. Bei Elektroautos verringern leichte Kunststoffe nicht nur den Energieverbrauch, sie vergrößern auch die Reichweite. Aber um die Energiewende zu realisieren, braucht es vor allem saubere Energie. Auch dafür sorgen Kunststoffe. Denn sie stecken zum Beispiel in Wind- und Wasserkraftanlagen.
Kurz gesagt: mehr Kunststoff, weniger CO₂. Kunststoff ist also ein echter Klimaschützer.
Ein Leben ohne Kunststoffe? Heute kaum vorstellbar. Wir betten uns im Schlaf auf Schaumstoffmatratzen, Elektrogeräte nehmen uns so manche Last im Alltag ab und Dämmmaterialien machen unsere Häuser ressourcenschonender. Und in der Medizin und Versorgung mit Lebensmitteln braucht es Einwegprodukte aus Kunststoff, um die hohen Hygienestandards zu erfüllen.
Überrascht es Euch, dass eine Verbannung von Kunststoffen in Sachen Klimaschutz eine sehr schlechte Idee wäre? Eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) aus 2021 zeigt, dass der Ersatz von Plastikverpackungen durch beispielsweise Papierverbunde mehr Verpackungsabfall verursacht, der sich zudem noch weniger zum Recyceln eignet. Außerdem halten Kunststoffverpackungen Essen länger frisch, was weniger Lebensmittelabfälle zur Folge hat.
Fakt ist: Kunststoffe haben den medizinischen Fortschritt in den vergangenen Jahrzehnten enorm vorangetrieben, etwa durch Stents bei Herzoperationen.
Und nicht nur die Medizin profitiert: Ob bei Eurer Smart Watches oder in der Karosserie für das atemraubende Fahrgefühl – überall spielen Kunststoffe mit ihren maßgeschneiderten Eigenschaften eine wichtige Rolle. Sie verbessern unsere Lebensqualität und helfen mit, dass Produkte und Güter für viele Menschen fast überall verfügbar sind und dabei günstig bleiben.
Beispielsweise Kinderspielzeug: Früher für sozial schwächer gestellte Eltern eine echte Investition, sind sie heute für jedermann zu haben.
Man unterscheidet zwei Arten von Biokunststoffen: biologisch abbaubare und biobasierte Kunststoffe.
Biobasierte Kunststoffe werden vollständig oder zum Teil auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt. Ausgangsstoffe zur Herstellung der Biopolymere sind vor allem Stärke und Zucker, der aus Mais, Raps, landwirtschaftlichen Abfällen, Frittieröl oder Gülle gewonnen werden kann. Werden diese Reststoffe für die Herstellung biobasierter Kunststoffe, beispielsweise aus der Landwirtschaft, verwendet, ist dies ökologisch vorteilhaft, da so eine zusätzliche Flächennutzung entfällt.
Biobasierte Kunststoffe können biologisch abbaubar und kompostierbar sein.
Biologisch abbaubare Kunststoffe bestehen aus Stärke, Polymilchsäure (PLA) oder Cellulose. Die daraus gefertigten Kunststoffe können Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien bei Temperaturen oberhalb von 50 Grad Celsius in seine Bestandteile Kohlenstoff, Sauerstoff und Biomasse zersetzen. In der Medizin werden diese beispielsweise zur kontrollierten Freisetzung von Medikamenten oder Impfstoffen im Körper genutzt oder als resorbierbare Fäden bei Operationen.
In der Landwirtschaft kommen zum Beispiel Mulchfolien aus biologisch abbaubaren Kunststoffen zum Einsatz, die mit untergepflügt werden können und dann im Boden zersetzt werden.
Wie andere Kunststoffe gehören auch Produkte aus biobasierten Kunststoffen in die gelbe Tonne oder den gelben Sack, um diese zu recyceln und damit im Kreislauf zu halten. Bisher sollten biologisch abbaubare Kunststoffe wegen der benötigten Temperatur von 50 Grad Celsius nicht im hauseigenen Komposthaufen landen, sondern über die Bio-Tonne in industriellen Kompostieranlagen entsorgt werden.
Biobasierte Biomüllbeutel dürfen laut Bundesumweltamt nur dann mit in die Biotonne gegeben werden, wenn sie zusätzlich auch biologisch abbaubar und nach EN 13432 oder EN 14995 zertifiziert sind.
Das Keimlingssymbol zeigt an, dass die Tüten nicht nur kompostierbar und biologisch abbaubar sind, sondern auch überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden.
Zunächst mal könnt auch Ihr Euren Beitrag leisten, indem Ihr Plastikabfall nicht einfach achtlos in der Umwelt entsorgt. Denn er kann als Mikroplastik im Meer enden. Auch von landwirtschaftlichen Flächen kann Mikroplastik – etwa Folien für den Gemüseanbau – in die Gewässer gelangen. Zudem dringen kleine Partikel wie Mikrokunststoffe aus beispielsweise Eurem Sprühdeo direkt in die Umwelt ein. Im Positionspapier „Mikroplastik in der Umwelt Erkennen und vermeiden“ des VCI werden verschiedene Eintragswege erläutert und Lösungsstrategien aufgezeigt.
Aber zum Glück: Die Industrie hat das Problem längst erkannt und viele eigene Initiativen gestartet: Landwirtschaftsfolien werden zum Beispiel nach ihrer Nutzung wieder eingesammelt, Filteranlagen kommen zum Einsatz und Shampoos ohne Mikroplastik aus.
Und Ihr wisst ja schon ganz genau, wohin mit Eurem Abfall, stimmt’s?
Es hängt vom Einsatzzweck ab und bei Inhaltsstoffen entscheidet stets die Dosis. Wirklich wichtig ist: Kunststoffprodukte müssen in Deutschland und Europa umfangreiche und detaillierte Anforderungen in Sachen Stoffrecht (REACH) und Produktsicherheit erfüllen.
Hierbei steht insbesondere der Umgang mit möglichen Risiken für Mensch und Umwelt im Mittelpunkt. Beim Bundesamt für Risikobewertung gibt es beispielsweise ein wissenschaftliches Beratungsgremium, das Kunststoffverpackungen auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit prüft. Zudem entwickelt es Analysemethoden, um die Zusammensetzung der Kunststoffe und den Übergang auf Lebensmittel zu checken.
Diese Arbeiten bilden die Basis für die amtliche Überwachung dieser sogenannten Lebensmittelbedarfsgegenstände. Dabei ist Kunststoff als bislang einziger Werkstoff derart umfassend reguliert. Und: Auch die Kunststoffindustrie selbst betreibt ein umfangreiches Risikomanagement.
Fluorpolymere (eine Teilgruppe der PFAS: Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind entscheidend für die Klimawende: Sie schützen Solarpanels vor extremen Temperaturen und anderen Witterungseinflüssen, zudem verbessern sie die elektrische Isolierung. Bei Windrädern werden Farben und Beschichtungen aus Fluorkunststoffen am Rotorblatt eingesetzt, die das Material vor starkem Regen oder Stürmen schützen.
Was viele nicht wissen: auch in Wärmepumpen, Dichtungen, Ventilen, Schläuchen oder Kompressoren kommen Fluorpolymere zum Einsatz und tragen zur Versorgung mit lebenswichtigen Produkten oder Heizungswärme bei. Sie werden dort eingesetzt, wo hohe Temperaturen oder hoher Druck herrschen, oder wo direkter Kontakt mit Säuren oder anderen aggressiven Stoffen besteht. In diesem Podcast erfahrt Ihr mehr dazu.
Eine Regulierung auf Basis der tatsächlich bestehenden Risiken ist notwendig, damit schädliche PFAS nicht in die Umwelt gelangen.
Studien zufolge stammen weltweit etwa 80 Prozent der Meeresabfälle vom Land. Warum bloß? Die Infrastruktur für Abfallerfassung und -verwertung fehlt.
Ein besseres Abfallmanagement muss also her! Und die Kunststoffindustrie macht mit: Verbände weltweit haben schon 2011 mit einer globalen Deklaration Lösungen gegen Meeresmüll ins Rollen gebracht. Seitdem fördern bereits 80 Organisationen aus 43 Ländern rund 400 Projekte weltweit, darunter effektives Abfallmanagement sowie die Aufklärung der Menschen vor Ort.
Seit 2013 engagieren sich weltweit führende kunststofferzeugende Unternehmen im World Plastics Council, um die Kreislaufwirtschaft zu stärken und Meeresmüll zu bekämpfen. Seitdem gibt es auch die Operation Clean Sweep und Null-Pelletverlust für die Vermeidung von Granulatverlusten. Das Projekt Runder Tisch EcoDesign von Kunststoffverpackungen veröffentlichte 2019 zudem Management-Richtlinien, wie ein ökologisches Design von Plastikverpackungen aussehen sollte.
Auch der VCI setzt sich in seinem Positionspapier Mikroplastik in der Umwelt Erkennen und vermeiden mit den Eintragswegen von Mikroplastik auseinander und bietet Lösungsstrategien.
Es gibt viel zu tun, aber wir sind auf einem guten Weg!
Man glaubt es kaum, aber Kunststoffabfälle sind eine wertvolle Ressource. Die deutsche Kunststoffindustrie macht sich dafür stark, dass der Handel mit Kunststoffabfällen möglichst innerhalb der EU stattfindet. Er soll transparent ablaufen und strikten Regeln folgen, wohin geliefert werden darf. Das heißt: Auf EU-Ebene regeln wir das mit der „Waste Shipment Directive“.
In vielen Ländern sieht es bei diesem Thema jedoch düster aus: Abfallmanagement? Fehlanzeige! Außerdem hat nicht jedes Land eine eigene Aufbereitungsindustrie. Im schlimmsten Fall landen Kunststoffabfälle auf einer offenen Deponie. Dort verwittern sie und gelangen in die Natur. Das darf nicht sein!
Umso wichtiger sind Projekte wie sie beispielsweise von der Alliance to End Plastic Waste unterstützt werden. Sie haben das Ziel, lokale Abfallinfrastrukturen aufzubauen und auch informelle Sammlungen zu stärken.
Wir wollen möglichst viele alte Kunststoffprodukte so oft wie möglich recyceln – das ist das Ziel, dem wir uns mit fast 50 Prozent werkstofflicher Verwertung nähern. Die Kunststoffindustrie entwickelt ständig neue Materialien und intelligente Technologie, sodass der Kunststoffabfall immer besser genutzt wird – für immer mehr Recycling.
Es gibt aber auch Kunststoffabfälle, die sind so kleinteilig, verschmutzt oder minderwertig, dass sie beim Recycling nicht mehr mitmischen können. Aber auch dieser scheinbar minderwertige Kunststoffabfall trägt noch Energie in sich. Und die kann man nutzbar machen. Er wird in Müllverbrennungsanlagen als Ersatzbrennstoff verwendet: So wird Strom, Dampf oder Prozesswärme erzeugt, was man thermische oder energetische Verwertung nennt.
Das ist übrigens das, was mit den anderen 50 Prozent passiert – somit verwertet die Abfallwirtschaft Kunststoffabfälle nahezu vollständig.
Kunststoffabfälle werden von kommunalen Entsorgungsunternehmen – der freundlichen Müllabfuhr – über die Wertstofftonne, den Gelben Sack oder Wertstoffhöfe gesammelt.
Über 99 Prozent davon werden laut Bundesumweltamt anschließend verwertet, weniger als ein Prozent kontrolliert deponiert. Ein Drittel dieser verwerteten Kunststoffabfälle kommt zum Recycling. Hier werden sie wieder zu Kunststoff-Rohstoff, der in neue Produkte einfließt. Zwei Drittel der Kunststoffabfälle werden verbrannt – man nennt das energetisch oder thermisch verwerten. Sie werden hier überwiegend als Ersatzbrennstoff genutzt und erfüllen so trotzdem eine sinnvolle Aufgabe.
Mit Eurer Hilfe wollen wir den Anteil der ins Recycling fließenden Kunststoffabfälle kontinuierlich erhöhen. Durch Eure noch bessere Sortierung, aber auch, weil immer mehr Kunststoffprodukte gut zu recyceln sind. Gemeinsam schaffen wir das.
Auf der Welt wird sehr unterschiedlich mit Abfällen umgegangen – das gilt auch für Kunststoffabfälle. Grundvoraussetzung für den umweltverträglichen Umgang mit Abfall und auch für dessen Wiederverwertung ist ein gut strukturiertes Abfallmanagement.
Abfälle einzusammeln und zu sortieren ist der erste Schritt hin zum Recycling. Weltweit eine moderne Abfallwirtschaft zum Alltag zu machen, ist daher wichtig. In Deutschland gibt es zahlreiche politische und private Organisationen, die sich darum kümmern, das notwendige Know-how in Regionen dieser Welt zu tragen, die noch kein funktionierendes Abfallsammel- und verwertungssystem haben.
Wichtig ist, dort sowohl bei den Behörden, der Privatwirtschaft, aber auch bei den Verbrauchern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Abfall auf der Straße nicht einfach nur Müll ist, sondern ein wertvoller Rohstoff, den es sich lohnt, zu sammeln und zu verwerten.
Keine Frage: Wenn Plastik wiederverwendet, recycelt und auch eingespart werden soll, müssen sich die Produkte verändern. Aber nicht nur. Denn auch unser eigenes Verhalten hat Folgen. Denn ohne Euch, die Verbraucher:innen, wird nur eine Halb-Kreiswirtschaft daraus.
Warum? Weil die Unternehmen nur recyceln können, was Ihr im Gelben Sack richtig von Eurem Restmüll trennt. Weil Ihr mit Eurer Kaufentscheidung Produkte mit Recyclingmaterial unterstützt. Weil das achtlose Wegwerfen eben ein menschgemachtes Problem ist. Und weil wir bestimmen, ob wir Produkte Mehrweg verwenden, reparieren, ausleihen oder nach Einweggebrauch verantwortungsvoll entsorgen.
Ohne Euch geht es nicht!
Was wir manchmal geringschätzig Plastik nennen, ist eigentlich ein Wertstoff – und vor allem ein High-Tech- und kein Wegwerfmaterial. Dieser Wertstoff basiert überwiegend auf fossilen Rohstoffen. Und wenn etwas wertvoll und endlich ist, versteht sich eigentlich von selbst, dass wir besonders sorgsam damit umgehen.
Am Anfang steht beispielsweise die Frage: Braucht es die besonderen Eigenschaften des Kunststoffs oder brauche ich das Produkt und wenn ja, wie lange, wie oft oder wieviel davon? Als Verpackung wird Kunststoff sinnvoll, aber nicht allzu lange genutzt. Hier sind Mülltrennung und Recycling am Nutzungsende gefragt.
Und besonders wichtig: Kunststoffe niemals in die Umwelt entsorgen!
Genau genommen könntet Ihr diese Antwort ohne Plastik gar nicht lesen.
Egal ob Smartphone, Kabel, Satellit. Moderne Kommunikation benötigt Kunststoff. Gleiches gilt für erneuerbare Energien, Elektromobilität, Lastenräder, Medizin und vieles mehr. Für Millionen von Menschen wird der Zugang zu sicheren Lebensmitteln oder sauberem Wasser durch Kunststoff erst möglich.
Und so stellt sich eher die Frage: wann und wie kann ich Kunststoff einsparen? Mikroplastik in Kosmetik ist ein Beispiel. Aber auch kurzlebige Spielzeuge, das zehnte Paar Sneaker, das jährlich wechselnde Smartphone können Produkte sein, auf die Ihr verzichten könntet. Nehmt Mehrwegtaschen mit zum Einkaufen, entscheidet Euch für Nachfüll-Lösungen oder fürs Ausleihen und Reparieren.
Unser modernes Leben ermöglicht uns viel – vor allem aber die bewusste Entscheidung für nachhaltigen Konsum. Und der ist mal mit und mal ohne Kunststoff möglich.