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Die Geschichte der Kunststoffe – Kein Weihnachtsmärchen

Ob als Plastikflasche, Verpackungen, Fahrzeugbauteile oder in der Medizin – Kunststoffe sind heutzutage aus unserem Alltag längst nicht mehr wegzudenken. Aber wie fing eigentlich alles an? Eins ist sicher: Die Geburt der Kunststoffe ist kein Märchen. Die Geschichte der Kunststoffe ist eine Erfolgsgeschichte von Innovation und Wandel, die Mitte des 19. Jahrhunderts so richtig Fahrt aufgenommen hat. Doch begonnen hat alles viel früher, schon im 16. Jahrhundert, in einer Zeit des Aufbruchs aus dem Mittelalter in die Neuzeit.

Seitdem hat sich Kunststoff mit bedeutenden Meilensteinen in der Materialforschung von einer revolutionären Erfindung zu einem unverzichtbaren Werkstoff entwickelt:

1862: Die Geburtsstunde mit Parkesine

Der erste große Meilenstein in der Geschichte der Kunststoffe war die Entwicklung des ersten Zelluloids durch den britischen Chemiker Alexander Parkes. Er entwickelte dieses Cellulosenitrat weiter zu einem Material, das formbar, leicht und vielseitig einsetzbar – thermoplastische Eigenschaften, die Kunststoffe bis heute auszeichnen. Obwohl das Material noch nicht perfekt war, legte es den Grundstein für die industrielle Verarbeitung von Kunststoffen. Parkes stellte das Material unter dem Namen „Parkesine“ 1862 auf der Weltausstellung in London vor.

1907: Bakelit – Der erste vollsynthetische Kunststoff

Im Jahr 1907 erzielte Leo Hendrik Baekeland mit der Erfindung von Bakelit einen weiteren bedeutenden Durchbruch. Dieser erste vollständig synthetische Kunststoff auf Basis von Phenol und Formaldehyd revolutionierte die Industrie. Denn Bakelit war hitzebeständig, elektrisch isolierend und leicht zu verarbeiten – ideal für Anwendungen in der Elektronik, wie etwa bei Steckern und Telefonen.

1920er bis 1940er: Die Ära der Polymerchemie

In den 1920er-Jahren trieb die Polymerforschung die Entwicklung von Kunststoffen weiter voran. 1926 erfand Waldo Semon mit PVC (Polyvinylchlorid) ein Material, das noch heute in der Bau- und Verpackungsindustrie weit verbreitet ist. In den 1930er- und 1940er-Jahren folgten weitere bahnbrechende Erfindungen wie Nylon (1935) von Wallace Carothers und Polyethylen (PE) (1933) von Reginald Gibson und Eric Fawcett. Insbesondere Polyethylen erlangte während des Zweiten Weltkriegs strategische Bedeutung, beispielsweise in Radaranlagen und als Isolationsmaterial.

Die Geschichte von Kunststoffen – einfach erklärt! Dieses Video von Plastics Europe Deutschland e.V. erzählt in drei Minuten die faszinierende Geschichte der Kunststoffe – von den ersten Experimenten bis zu den heutigen modernen Materialien.

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1950er bis 1970er: Kunststoff für die Massen

Die Nachkriegszeit war geprägt von einer explosionsartigen Verbreitung von Kunststoffen. In den 1950er-Jahren entwickelten Giulio Natta und Karl Ziegler Polypropylen (PP) – ein vielseitiger Kunststoff, der heute in Verpackungen, Textilien und Automobilen Anwendung findet. Parallel dazu revolutionierte die Einführung von PET (Polyethylenterephthalat) die Getränke– und Verpackungsindustrie.

1980er bis heute: Nachhaltigkeit und High-Tech-Kunststoffe

Seit den 1980er-Jahren liegt der Fokus auf der Entwicklung leistungsfähiger und nachhaltiger Kunststoffe. Hochleistungskunststoffe wie PEEK (Polyetheretherketon) oder PTFE (Polytetrafluorethylen) ermöglichen Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Medizintechnik und Elektronik. Gleichzeitig rücken Bio-Kunststoffe und recyclingfähige Materialien zunehmend in den Vordergrund, um den ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden.

Die Zukunft der Kunststoffe

In Zukunft stehen wir vor der Aufgabe, Kunststoffe noch kreislauffähiger zu machen. Von der Entwicklung biobasierter Polymere bis zur Etablierung geschlossener Recyclingkreisläufe – die Kunststoffindustrie arbeitet intensiv daran, Innovationen mit Nachhaltigkeit zu verbinden.

Fest steht: Die Geschichte des Kunststoffs ist kein Weihnachtsmärchen, sondern eine Geschichte des Fortschritts. Vom ersten Zelluloid bis hin zu modernsten High-Tech-Materialien hat Kunststoff unsere Welt verändert. Auch in Zukunft wird die Branche wichtige Impulse setzen – für ein Gleichgewicht zwischen technologischem Fortschritt und ökologischem Bewusstsein.

Lust auf mehr? Dann schauen Sie doch mal beim Deutschen Kunststoff-Museum rein. Gegenstand der aktuellen Ausstellung sind unter anderem Design-Ikonen – Objekte aus Kunststoff – die in fast jeder Designgeschichte auftauchen.

Beitragsbild: iStock | XXLPhoto

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