Die Deutschen lieben Spargel: Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat 2021 jeder Deutsche 1,5 Kilogramm Spargel verzehrt, der die eifrigen Spargelesser mit vielen wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen versorgt. Mitte Mai hat die Spargelsaison ihren Höhepunkt erreicht. Wer dieses Jahr noch Spargel essen will, sollte sich beeilen: Die Saison endet traditionell am 24. Juni.
Wer Spargel zuhause selbst verarbeitet, kennt auch seine Schattenseite: Spargelschälen ist das notwenige Übel für alle Spargelfans. Wer denkt, dass es kaum aufwändiger geht, hat sich jedoch noch nicht genug mit dem Anbau des saisonalen und anspruchsvollen Stangengemüse beschäftigt. Denn der Spargel muss nicht nur von Hand gestochen werden, sondern wird auch mit einer wärmenden Decke verwöhnt. Ja, Ihr habt richtig gehört! Die wärmenden Decken sind Agrarfolien aus Kunststoff. Durch sie können Landwirte den Spargel früher ernten und Ihr könnt das wertvolle Gemüse länger genießen. So muss weniger Spargel aus dem Ausland importiert werden, was sich aufgrund der gesparten Transportwege wiederum positiv auf unser Klima auswirkt.
Die schwarz-weißen Wendefolien helfen den Landwirten, die ideale Temperatur in den Spargelbalken zu halten und schützen den Spargel gegen die Witterung. Da Unkraut oder Schädlinge die Dunkelheit unter den Spargelfolien meiden, können Landwirte problemlos auf Pflanzenschutzmittel verzichten. Eine Folie kann bis zu zwölf Jahre zum Anbau genutzt und wiederverwendet werden.
Einige von Euch werden sich nun fragen: Kunststoff in der Landwirtschaft – was passiert, wenn er nach der Saison achtlos dort liegenbleibt? Diese Frage hat sich auch die Initiative Erntekunststoffe Recycling Deutschland (ERDE) gestellt und mit ihrem Rücknahmesystem eine mehr als clevere Antwort gegeben.
Damit landwirtschaftlich genutzte Kunststoffe nicht auf den Feldern oder in den Böden verbleiben, nimmt ERDE deutschlandweit Erntekunststoffe in einer ihrer 600 Sammelstellen zurück, darunter auch Spargelfolien. Die Folien werden anschließend gewaschen, zerkleinert und zu Granulat eingeschmolzen, dem Kunststoffrezyklat. Dieses wird dann zum Beispiel zu neuen Agrarfolien oder anderen Kunststoffprodukten recycelt.
Durch das Bereitstellen von ERDE-Recyclingmaterial für die Produktion konnten 2020 rund 36.000 Tonnen CO2 eingespart werden – so viel, wie über 2,5 Millionen Bäume in einem Jahr binden können. Und auch für die Landwirte lohnt sich das System: Wenn sie ihre Folien an einer ERDE-Sammelstelle abgeben, sparen sie 30-50 % der üblichen Entsorgungskosten – meist für die Verbrennung der Folie. Für 2022 hat sich ERDE zum Ziel gesetzt, über 65 Prozent aller Agrarfolien zu sammeln und zu recyceln. 2021 lag die Quote bereits bei 56 %. Für die nächsten Jahre plant ERDE, noch mehr landwirtschaftlichen Kunststoff einzusammeln und zu recyceln, beispielsweise Bewässerungsschläuche und Gewächshausfolien.
Nicht nur wir sind von der Initiative begeistert, auch eine Studie des Umweltbundesamt hebt die Maßnahme von ERDE gegen den Kunststoff in der Umwelt hervor. Denn freiwillige Rückgabesysteme wie ERDE liegen in ganz Europa im Trend. Sie zeigen uns, dass sich die Möglichkeiten des Recyclings immer weiter verbessern, wenn alle Akteure Verantwortung übernehmen und an einem Strang ziehen.