Produkte müssen sehr viel mehr recycelte Kunststoffe enthalten als bisher, sonst wird es nichts mit der Kreislaufwirtschaft – das ist klar. Darüber hinaus verringert die Verwendung von recycelten Kunststoffen unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und senkt die CO2-Emissionen bei der Herstellung von Kunststoffprodukten erheblich.
Aber was muss passieren, damit mehr Produkte und insbesondere Verpackungen aus Recyclingkunststoffen produziert werden? So einfach, so schwer: Es braucht die richtigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen – und zwar EU-weit, denn nur so lassen sich die Synergieeffekte des EU-Binnenmarkts für den Übergang in eine Kreislaufwirtschaft stemmen.
Aber was sind eigentlich Recycling-Kunststoffe oder kurz: Rezyklate? Wenn man sich umhört, gibt es dazu eine Vielzahl von Meinungen. Dabei ist es eigentlich EU-weit einheitlich geregelt: Rezyklate werden aus Abfällen gewonnen, z.B. aus Produkten nach Gebrauch oder Produktionsabfällen. Beim mechanischen Recycling wird durch Sortieren, Säubern und Einschmelzen von Kunststoffabfällen ein Rezyklat gewonnen, das Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen ersetzt und aus dem neue Kunststoffprodukte hergestellt werden können. Beim chemischen Recycling werden Kunststoffe in ihre chemischen Bausteine zerlegt, aus denen dann wieder Kunststoffe in Neuwarenqualität erzeugt werden. Dadurch können auch Kunststoffabfälle wieder genutzt werden, die momentan in der energetischen Verwertung (umgangssprachlich „Verbrennung“) landen und dort große Mengen CO2 in die Atmosphäre freisetzen.
Die EU-Kommission hat bereits angekündigt, konkrete Vorgaben für einen Mindestanteil von Rezyklaten in Kunststoffverpackungen vorzuschlagen. Das ist allerdings nicht ganz trivial, denn das Potenzial für den Einsatz von recyceltem Kunststoff ist je nach Art der Verpackung unterschiedlich: Es gibt einige Verpackungsarten, bei denen ein Anteil von 80% oder mehr an recycelten Kunststoffen möglich ist (z. B. PET-Flaschen, Paletten, Transportfolien). Für die meisten Kunststoffverpackungen ist dies derzeit jedoch nicht möglich, vor allem aufgrund technischer und qualitativer Hürden sowie rechtlicher Einschränkungen, z.B. bei Lebensmittel- und Gefahrgutverpackungen.
Das muss beim Festlegen von Quoten berücksichtigt werden. Außerdem muss sichergestellt werden, dass solche Quoten keine Versorgungsengpässe mit sich bringen, weil die zum Erfüllen der Anteile benötigten Rezyklate (noch) nicht in ausreichender Menge und Qualität auf dem Markt verfügbar sind. Wichtig wäre daher, dass Unternehmen, die sich nachweislich bemüht haben, Rezyklat zu beschaffen, in jedem Fall weiterproduzieren können.
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag verabredet, dass „ressourcenschonendes und recyclingfreundliches Verpackungsdesign sowie der Rezyklateinsatz“ belohnt werden soll. Das ist der beste Ansatz, um ökologische Verpackungen zu fördern, weil Kreislaufwirtschaft mit der Produktgestaltung beginnt.
Bei Lebensmittelverpackungen und Gefahrgutverpackungen sind die rechtlichen Hürden für den Einsatz von Recyclingkunststoffen derzeit noch sehr hoch, so dass dort nur wenige oder gar keine recycelten Kunststoffe eingesetzt werden können. Der Zielkonflikt zwischen Verbraucherschutz auf der einen und Kreislaufwirtschaft/Klimaschutz auf der anderen Seite muss sinnvoll aufgelöst werden. Vorschriften, die das Sicherheitsniveau bloß theoretisch, nicht jedoch in der Praxis erhöhen, gehören abgeschafft. Es gibt also noch viel zu tun. Packen wir es an!
Habt ihr Fragen?
Abonnieren
Sprecht mit uns
