Windenergie ist eine der wichtigsten erneuerbaren Energiequellen im Strombereich. Allein in der EU hat die Windkraftindustrie im vergangenen Jahr mehr Anlagen installiert als Gas und Kohle zusammen. Die kumulierte installierte Kapazität reicht aus, um 15 Prozent des Stromverbrauchs europaweit zu decken, was der Versorgung von 87 Millionen Haushalten entspricht.*. Wenn es um Windenergie geht, spielt auch Kunststoff eine entscheidende Rolle. Denn in den meisten der derzeit betriebenen Windkraftanlagen stecken eine Menge Kunststoff-/Werkstoffkombinationen mit Glasfaserverstärkungen.
Auch in Deutschland ist Windenergie voll im Trend. Kein Wunder, denn Wind zählt neben Sonne, Wasser und Geothermie zu den zukunftsweisenden regenerativen Energiequellen. Hierzulande wurden im Jahr 2022 rund 124 Terrawattstunden Strom aus Windkraftanlagen erzeugt. Das entspricht einem Anteil von rund 22 Prozent* an der gesamten Bruttostromerzeugung in Deutschland. Die Bundesregierung hat das Ziel, den Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdoppeln. Um diese Klimaziele zu erreichen, ist es jedoch notwendig, größere und leistungsfähigere Windkraftanlagen zu bauen. Mit dem „Wind-an-Land-Gesetz“, das am 1. Februar 2023 in Kraft getreten ist, will die Bundesregierung den Ausbau im Land noch schneller voranbringen: Bis 2032 müssen die Bundesländer zwei Prozent der Bundesfläche für die Windenergie ausweisen, bis 2027 sollen 1,4 Prozent der Flächen für Windenergie bereitstehen.
Windenergieanlagen an Land nennt man Onshore-Windparks. Im Bayerischen Chemiedreieck bei Burghausen beispielsweise soll Deutschlands größtes Onshore-Windprojekt entstehen und mittel- bis langfristig die Energieversorgung in Bayern sichern. Darüber hinaus gibt es viele große Offshore-Windparks vor der Küste unserer Meere. Hinzu kommen Mini-Windturbinen, wie sie beispielsweise BASF einsetzt, oder Mini-Windräder, wie sie EON nutzt. BASF baut zudem zusammen mit dem schwedischen Energieversorger Vattenfall 25 Kilometer vor der niederländischen Küste einen Meereswindpark, der 140 Windturbinen umfasst.
Viele Forschungsinitiativen arbeiten intensiv an der Weiterentwicklung und Optimierung der Windkraftanlagen. Ein ganz entscheidendes Puzzleteil sind die Rotorblätter, die für mehr Effizienz stetig größer werden. Dabei kommt es auf jedes Kilo an – denn je leichter, desto besser. Basis hierfür sind leistungsfähige Kunststoff-Verbundstoffe. Viele der aktuellen Anlagen bestehen aus großen Teilen aus Kunststoff-Werkstoffkombinationen mit Glasfaserverstärkung (GFK). Während früher hauptsächlich GFK eingesetzt wurde, sind mittlerweile immer öfter auch die mit Carbonfasern verstärkten Kunststoffe (CFK) im Einsatz. Übrigens: Dank der Vielseitigkeit von Kunststoff trägt dieser auch in vielen anderen Anwendungen zur Energiewende und mehr Klimaschutz bei.
Auch wenn Windkraftanlagen einen ganz erheblichen Beitrag zur Energiewende leisten, gibt es in punkto Recyclingmöglichkeiten noch einiges zu tun. Denn nach 20 Jahren endet die feste EEG-Einspeisevergütung für Anlagenbetreiber, wodurch ein massiver Rückbau alter Windkraftanlagen zu erwarten ist. Wie eine Untersuchung des Fraunhofer Institutes zeigt, besteht gerade bei der Entsorgung der Rotorblätter noch Forschungsbedarf im Hinblick auf eine ökonomische und ökologisch sinnvolle Verwertung. Die Windanlagenbauer haben das erkannt und Unternehmen wie beispielsweise der dänische Konzern Vestas oder das spanische Unternehmen Siemens Gamesa haben bereits Nachhaltigkeitskonzepte angekündigt, um bis 2040 abfallfreie Windenergieanlagen mit recycelbaren Rotorblättern zu bauen.
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