Kann man sich das überhaupt vorstellen? Olympia ohne Kunststoffe? Olympische Spiele, bei denen die Athleten in Toga und Sandalen antreten, Diskuswerfer mit Steinplatten werfen, die Speerwerfer mit handgeschnitzten Speeren antreten und die Gewichtheber mit massiven Marmorblöcken hantieren – möglich wären solche Spiele immer noch, aber sie wären wohl doch nicht mehr ganz zeitgemäß…
Die Verwendung von Kunststoffen in den unterschiedlichsten Sportgeräten ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, sei es im Amateur- oder im Profibereich. Im Wassersport, wie beim Kanufahren oder Rudern, kann die Herstellung von leichten und schnellen Booten nur durch Kunststoffe ermöglicht werden. Kein Kajak und kein Achter gehen heute ohne Kunststoffe aufs Wasser.
Auch in der Leichtathletik, beim Hochsprung oder Stabhochsprung, werden Stäbe und Matten aus speziellen Kunststoffen gefertigt, die sowohl der Sicherheit als auch der Leistungssteigerung der Athleten dienen. Dabei werden Kunststoffe in der Leichtathletik noch gar nicht so lange eingesetzt: der Speer aus Kunststoff (Carbon) wird erst seit 1986 und bei den Frauen seit 1999 verwendet, vorher bestand er aus Holz und Metall. Und die Matten zur Landung bestanden lange Zeit aus mehreren Lagen Kokosfasern, bevor sie aus unterschiedlichsten PUR-Schaumstoffen gefertigt wurden.
Bei den kommenden Olympischen Spielen in Paris 2024 werden neben den traditionellen Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik und Turnen, die bereits seit langem von Kunststoffinnovationen profitieren, erstmals auch neue Sportarten wie Skateboard, Sportklettern und Surfen Teil des olympischen Wettkampfs sein. Gerade Skateboards und Kletterausrüstungen bestehen aus technischen Kunststoffen, die sowohl die Sicherheit als auch die Performance der Sportler verbessern.
Aber nicht nur die Ausrüstung und die Sportgeräte, auch die Stadien sind ohne moderne Kunststoffe nicht denkbar. Zu den vielen Initiativen der Nachhaltigkeit der Olympischen Spiele in Paris gehört die Herstellung von 11.000 Klappsitzen aus recyceltem Kunststoff in den Tribünen des zukünftigen olympischen Schwimmzentrums in Saint-Denis und der zukünftigen Halle Arena 2, in der die Schwimm- und Badmintonwettbewerbe stattfinden werden.
Paris will den CO2-Ausstoß im Vergleich zu den Olympischen Spielen 2012 und 2016 halbieren. Dafür soll mit weniger und nachhaltigeren Materialien gebaut werden. 95% der Austragungsorte sind bereits vorhanden. Zusätzlich sollen erneuerbare Energien und umweltfreundliche Verkehrsmittel genutzt werden. Moderne Kunststoffe spielen bei allen drei Maßnahmen eine wichtige Rolle, um diese Ziele zu erreichen.
Gleichzeitig schwebt über all diesen Überlegungen natürlich der olympische Gedanke: dabei sein ist alles. Wir drücken jedenfalls allen SportlerInnen bei den Olympischen und Paralympischen Spielen die Daumen!
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