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Fortschritte bei Recycling und Abfallmanagement sichtbar – doch Handlungsdruck bei Umwelteinträgen bleibt hoch

Global Plastics Flow 2023

  • 71 % der weltweiten Kunststoffabfälle werden umweltgerecht entsorgt (2018: 68%)
  • Recyclingquote weltweit liegt bei durchschnittlich 12 %
  • 80% der Post Consumer Rezyklate entstehen in Europa und Asien
  • Best Practices stellen Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen unter Beweis

Berlin – Düsseldorf – Frankfurt 07. Oktober 2025 – Die aktuelle Studie „Global Plastics Flow 2023“ – durchgeführt von Conversio Market & Strategy – zeigt, dass weltweit das Bewusstsein und die Initiativen für die umweltgerechte Behandlung von Kunststoffabfällen sowie für deren Kreislaufwirtschaft steigen, die Fortschritte aber noch nicht in zufriedenstellender Relation zur steigenden Kunststoffproduktion stehen.

Die Analyse zeigt klar: Plastikabfall ist ein globales Problem, doch die Ursachen und Herausforderungen unterscheiden sich je nach Region erheblich. Investitionen in Abfall- und Recyclinginfrastruktur sowie eine konsequent ausgeweitete Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) sind entscheidend, um die weltweite Fehlleitung von Kunststoffabfällen wirksam zu reduzieren und Kreislaufwirtschaft auszubauen.

„Wir sind zuversichtlich, dass die Herausforderungen beim Abfallmanagement erkannt wurden und in vielen Teilen der Welt engagiert und koordiniert angegangen werden. Gleichzeitig können wir nicht zufrieden sein mit der Dynamik von Recycling und Abfallbehandlung im Vergleich zur Kunststoffneuproduktion“, so die Initiatoren der Studie BKV, GKV, VDMA, Wir sind Kunststoff und Messe Düsseldorf.

Ergebnisse und globale Trends: Abfall wird zunehmend umweltgerecht entsorgt

Im Jahr 2023 wurden weltweit 414 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, während rund 300 Millionen Tonnen als Abfall entstanden. Treiber dieser Entwicklung sind das dynamische Wirtschaftswachstum in Asien, steigende Einkommen, Bevölkerungszuwachs und eine beschleunigte Industrialisierung – insbesondere in Teilen Chinas.

Erfreulich ist: 71 % des Plastikabfalls werden mittlerweile weltweit umweltgerecht behandelt. (2018: 68%). Der Anteil von „mismanaged plastic waste“ ist mit 29 % jedoch weiterhin besorgniserregend hoch, die Menge an unsachgemäß entsorgten Kunststoffabfällen wächst mit 1,9 % gleichwohl langsamer als die Gesamtabfallmenge, was auf eine allmähliche Verbesserung hindeutet. Problematisch bleibt die Situation in Ländern mit schwacher Infrastruktur für Abfallmanagement, darunter zahlreiche Regionen in Afrika und Asien.

Umweltgerecht entsorgter Abfall verzeichnete mit +4,6 % das dynamischste Wachstum, was zeigt, dass die Abfallbehandlung aufholt und sich verbessert. Haupttreiber für diese Entwicklung sind die steigenden Kapazitäten für die energetische Verwertung in Asien.

Der für das Recycling gesammelte Kunststoffabfall stieg um +3,0 % und signalisiert damit stetige Fortschritte, wenn auch langsamer als das Wachstum der gesamten Abfallmengen.

Trotz der ernüchternden globalen Zahlen zeigt die Global Plastics Flow-Studie vor allem auch ermutigende wirksame Hebel für ein verbessertes Abfallmanagement auf. Durch das Zusammenspiel verschiedener Instrumente kann eine nachhaltige Transformation erreicht werden“, so die Studien-Initiatoren. „Der erweiterten Herstellerverantwortung kommt dabei eine besonders effektive Rolle zu. Übernehmen Hersteller finanziell und organisatorisch die Verantwortung für die Nach-Nutzen-Phase bewirkt dies langfristig einen Umschwung zu einem geschlossenen und nachhaltigen Kunststoff-Stoffstrom mit mehr Recycling und weniger Einträgen in die Umwelt.

Die Zahlen belegen: Anstrengungen lohnen sich

Am Beispiel der folgenden drei Länder/Regionen können die positiven Veränderungen anhand konkreter Zahlen nachvollzogen werden:

EU 27+3  Der Kunststoffabfall ist von 2018 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 2,1 % gewachsen. Der Abfall, der ordnungsgemäß entsorgt wurde, stieg im gleichen Verhältnis (+ 2,2 %). Allerdings ist der Abfall, der für das Recycling gesammelt wurde, sogar um durchschnittlich 5,9 % pro Jahr gestiegen, die Abfalleinträge in die Umwelt sind um 0,6 % zurückgegangen.

Kolumbien  In Kolumbien ist der Kunststoffabfall um 1,7% gewachsen. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um durchschnittlich 5,0 % pro Jahr und die Menge für das Recycling sogar um 24,6 %. Abfalleinträge in die Umwelt gingen um 6,5 % zurück.

China  Jährlich stieg die Menge des Kunststoffabfalls um durchschnittlich 3,5 %. Die Abfallmenge, die ordnungsgemäß entsorgt wurde, wuchs um 8,3 % und die für das Recycling vorgesehene um 5,9 %. Die Abfalleinträge in die Umwelt sanken in China sogar um 9,7 %.

Diese Erfolge dienen als Beispiel und Ansporn, umweltgerechte Kunststoff-Kreisläufe mit Nachdruck voranzutreiben“, so die Studieninitiatoren. „Ein klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft zeigt Wirkung und muss auch auf globaler Ebene geschehen. Darum ist ein weltweites Kunststoffabkommen auch so wichtig.

 

Zentrale Kennzahlen zu Stoffströmen im Jahr 2018 und 2023

Die umfangreiche Studie liefert wichtige Zahlen zur weltweiten Produktion von Kunststoffen, zu deren Kreislaufführung sowie auch zum Grad der geordneten Entsorgung und Behandlung. Auf globaler Ebene ergeben sich die folgenden Kernergebnisse im Vergleich zur Studie 2018:

  • Produktion: Weltweit werden 414 Millionen Tonnen Kunststoff hergestellt (2018: 370 Millionen Tonnen).
  • Verarbeitung: Zu den 377 Millionen Tonnen (überwiegend fossil-based) Neuware kommen weitere 37 Millionen Tonnen Rezyklat, mithin werden insgesamt 414 Millionen Tonnen Kunststoffe jährlich verarbeitet (2018: 370 Millionen Tonnen).
  • Post-Consumer-Abfälle: Aus der Summe der gebrauchten Kunststoffgüter entstehen rund 300 Millionen Tonnen verbrauchernahe Kunststoffabfälle pro Jahr. (2018: 250 Millionen Tonnen)
  • Abfallmanagement: Davon werden 213 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle gesammelt (2018: 171 Millionen Tonnen).
  • Abfalleinträge in die Umwelt: 87 Millionen Tonnen (= 29%) Kunststoffabfälle werden unsachgemäß entsorgt, beispielsweise auf wilden Deponien oder achtlos weggeworfen (2018: 79 Millionen Tonnen, = 31 %).

 

Global Plastics Flow 2023 - Titelfolie

 

Anhang zur Pressemeldung „Global Plastics Flow 2023“ vom 8. Oktober 2025

Die weltweite Transformation der Kunststoffströme beginnt in den einzelnen Ländern – Zahlen belegen die Wirksamkeit der Maßnahmen

Diese immensen Herausforderungen zeigen, dass Fortschritte beim Plastikabfallmanagement und der Kunststoffkreislaufführung tiefgreifende infrastrukturelle, politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen erfordern.

Europa  In vielen EU-27+3-Ländern sind gesetzliche Regelungen auf dem Prinzip der Produktverantwortung die Grundlage für ein umfassendes Abfall- und Recyclingmanagement. Besonders wirksam sind hier: klare regulatorische Rahmenbedingungen (z. B. Deponieverbote, hohe Recyclingziele), gut ausgebaute Infrastruktur für Recycling und Energiegewinnung, effektive EPR-Systeme, Rücknahme- und Pfandsysteme und fortschrittliche Sortiersysteme und Investition in innovative Technologien. Der in Europa erfasste Kunststoffabfall ist von 2018 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 2,1 % gewachsen. Der Abfall, der ordnungsgemäß entsorgt wurde, stieg im gleichen Verhältnis (+ 2,2 %). Dabei ist der Abfall, der für das Recycling gesammelt wurde, sogar um durchschnittlich 5,9 % pro Jahr gestiegen. Und noch erfreulicher ist, dass die Abfalleinträge in die Umwelt um 0,6 % zurückgegangen sind.

Lateinamerika  In Kolumbien verankern EPR-Gesetze und der Kolumbianische Kunststoffpakt ambitionierte Recyclingziele (z. B. 50 % Verpackungsrecycling bis 2030, 30 % Rezyklateinsatz). Die geplante formale Einbindung von über 70.000 Waste Pickern sowie moderne urbane Infrastrukturprojekte führen zu hohen Sammel- und Recyclingraten und besserer sozialer Teilhabe. Der Kunststoffabfall ist um 1,7 % gewachsen. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um durchschnittlich 5,0% pro Jahr und derjenige für das Recycling sogar um 24,6 %. Abfalleinträge in die Umwelt gingen um 6,5 % zurück.

Asien  China treibt regulatorisch und infrastrukturell die Kreislaufwirtschaft durch nationale Vorgaben, massive Kapazitätssteigerung im Waste-to-Energy-Bereich und Integration des informellen Sektors voran; Recyclingquoten für PET und andere Verpackungen sind dadurch markant gestiegen. Der jährliche durchschnittliche Anstieg des Kunststoffabfalls liegt bei 3,5 %. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um 8,3 % und derjenige, der fürs Recycling gesammelt wurde, um 5,9 %. Abfalleinträge in die Umwelt sanken in China sogar um 9,7 %.

 

Maßnahmencluster für verbessertes Kunststoffabfall-Management

Die Best Practices unterschiedlicher Länder orientieren sich an klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen, umfassender Infrastruktur, konsequenter Produzentenverantwortung, gesellschaftlicher Mitwirkung sowie Innovations- und Kreislauforientierung. Erfolgreiche Länder und Regionen zeichnen sich durch eine Kombination dieser Ansätze aus.

  • Rechtliche Rahmenbedingungen & Politik: Gesetzliche Vorgaben mit EPR (Herstellerverantwortung) und Sammel-/Recyclingquoten, nationale Strategien, hohe Standards durch beste verfügbare Technologien und Normen sowie Bürgeraufklärung.
  • Infrastruktur & technische Lösungen: Einrichtung und Ausbau von Recycling-Anlagen, Material Recovery Facilities (MRF), Waste-to-Energy (WtE)-Kapazitäten und Kreislaufwirtschaft-Initiativen.
  • Abfalltrennung & Sammelsysteme: Einführung und Ausweitung von getrennten Sammelsystemen, Pfandsystemen für Flaschen und Integration der informellen Sammelstrukturen.
  • Multi-Stakeholder-Kooperation & Engagement: Zusammenarbeit zwischen Regierung, Industrie, NGOs und der informellen Sammelsektor sowie freiwillige Pacts und Initiativen.
  • Innovation, Pilotprojekte & Digitalisierung: Entwicklung neuer Recyclingtechnologien und Einsatz digitaler Lösungen zur Nachverfolgung.

 

Herausforderungen und dringender Handlungsbedarf

Die zentralen Herausforderungen und Schwachstellen im Bereich des Plastikabfallmanagements betreffen Infrastruktur, Sammelsysteme, Recyclingmärkte, politische Maßnahmen sowie soziale Aspekte. Sie lassen sich aus den bereitgestellten Daten des Global Plastics Flow Reports 2023 präzise identifizieren und nach Regionen und Anwendungssektoren differenzieren.

  • Unzureichende Sammel- und Behandlungssysteme: In vielen Regionen, insbesondere in Afrika, Asien und Lateinamerika, fehlt es an flächendeckenden, formellen Abfallsammelsystemen. Der informelle Sektor übernimmt oft die Hauptrolle, was zu ungenügender Rückverfolgbarkeit und unsachgemäßer Behandlung führt. Offene Deponien, unkontrollierte Verbrennung und Plastik-Leckage in die Umwelt und das Meer bleiben weit verbreitet.
  • Niedrige Recyclingquoten und Verluste: Trotz steigender Abfallmengen wächst die Menge, die für Recycling gesammelt wird, langsamer als das Gesamtabfallaufkommen. Nur etwa 17% des globalen Plastikabfalls wird für Recycling gesammelt, die effektive Recyclingquote liegt global bei rund 12%. Dabei entstehen 80% der Post Consumer Rezyklate in Europa und Asien.
  • Marktschwächen für Rezyklate: Der ökonomische Anreiz zur Plastiksammlung und -verwertung bleibt vielerorts gering. Der Absatz für Rezyklate ist unsicher; niedrige Preise für Kunststoffneuware auf fossiler Rohstoffbasis verhindern Investitionen in eine effiziente Recyclinginfrastruktur.
  • Schwierige Behandlung langlebiger Produkte: Bei langlebigen Anwendungen wie Bau, Elektronik und Automobil fallen die Abfallmengen zeitlich versetzt an, was Monitoring und effiziente Rückführung erschwert. Insbesondere der Aufbau geschlossener Rücknahmesysteme für diese Sektoren ist unzureichend.
  • Gefahr durch illegale Exporte: Plastikabfälle, die offiziell zum Recycling ausgeführt werden, landen oftmals in Ländern mit schwacher Infrastruktur und werden dort letztlich unsachgemäß entsorgt (illegale Exporte, “Abfalldumping”).
  • Mangelnde politische Koordination und Umsetzung: Viele Länder haben zwar Maßnahmen ergriffen (z.B. EPR-Systeme, Einwegplastikverbote), aber die Durchsetzung ist oft uneinheitlich, fragmentiert und ineffektiv.

 

Über die Studie:

Die Studie The Global Plastics Flow 2023 baut auf der ersten Ausgabe (2019, Referenzjahr 2018) auf und analysiert Kunststoffströme in 45 Ländern, die 63% der Weltbevölkerung und 81% des globalen BIP abdecken. Erkenntnisse wurden auf globaler Ebene extrapoliert, basierend auf den in den einzelnen Ländern und Anwendungen gewonnenen Daten sowie auf Beiträgen nationaler Industrievertreter. Die Studie bietet einen umfassenden Überblick über Kunststoff-Endverbraucherabfälle und konzentriert sich dabei auf Abfallerzeugung, Sammlung, Behandlung und Verluste durch unsachgemäße Entsorgung. Im Vergleich zu 2019 vertieft die Ausgabe 2023 die Analyse zusätzlich zum Verpackungssektor Kunststoffanwendungen auch in weiteren Bereichen (Bauwesen, Automobilindustrie, Elektronik und andere langlebige Produkte). Ziel ist die Darstellung der Fortschritte in der globalen Kreislaufwirtschaft mit besonderem Augenmerk auf die Entwicklungen im Abfallmanagement sowie in der Vermeidung von Vermüllung.

Die Studie kann über die Homepage der BKV GmbH bezogen werden.

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