Berlin – Düsseldorf – Frankfurt 07. Oktober 2025 – Die aktuelle Studie „Global Plastics Flow 2023“ – durchgeführt von Conversio Market & Strategy – zeigt, dass weltweit das Bewusstsein und die Initiativen für die umweltgerechte Behandlung von Kunststoffabfällen sowie für deren Kreislaufwirtschaft steigen, die Fortschritte aber noch nicht in zufriedenstellender Relation zur steigenden Kunststoffproduktion stehen.
Die Analyse zeigt klar: Plastikabfall ist ein globales Problem, doch die Ursachen und Herausforderungen unterscheiden sich je nach Region erheblich. Investitionen in Abfall- und Recyclinginfrastruktur sowie eine konsequent ausgeweitete Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) sind entscheidend, um die weltweite Fehlleitung von Kunststoffabfällen wirksam zu reduzieren und Kreislaufwirtschaft auszubauen.
„Wir sind zuversichtlich, dass die Herausforderungen beim Abfallmanagement erkannt wurden und in vielen Teilen der Welt engagiert und koordiniert angegangen werden. Gleichzeitig können wir nicht zufrieden sein mit der Dynamik von Recycling und Abfallbehandlung im Vergleich zur Kunststoffneuproduktion“, so die Initiatoren der Studie BKV, GKV, VDMA, Wir sind Kunststoff und Messe Düsseldorf.
Im Jahr 2023 wurden weltweit 414 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, während rund 300 Millionen Tonnen als Abfall entstanden. Treiber dieser Entwicklung sind das dynamische Wirtschaftswachstum in Asien, steigende Einkommen, Bevölkerungszuwachs und eine beschleunigte Industrialisierung – insbesondere in Teilen Chinas.
Erfreulich ist: 71 % des Plastikabfalls werden mittlerweile weltweit umweltgerecht behandelt. (2018: 68%). Der Anteil von „mismanaged plastic waste“ ist mit 29 % jedoch weiterhin besorgniserregend hoch, die Menge an unsachgemäß entsorgten Kunststoffabfällen wächst mit 1,9 % gleichwohl langsamer als die Gesamtabfallmenge, was auf eine allmähliche Verbesserung hindeutet. Problematisch bleibt die Situation in Ländern mit schwacher Infrastruktur für Abfallmanagement, darunter zahlreiche Regionen in Afrika und Asien.
Umweltgerecht entsorgter Abfall verzeichnete mit +4,6 % das dynamischste Wachstum, was zeigt, dass die Abfallbehandlung aufholt und sich verbessert. Haupttreiber für diese Entwicklung sind die steigenden Kapazitäten für die energetische Verwertung in Asien.
Der für das Recycling gesammelte Kunststoffabfall stieg um +3,0 % und signalisiert damit stetige Fortschritte, wenn auch langsamer als das Wachstum der gesamten Abfallmengen.
„Trotz der ernüchternden globalen Zahlen zeigt die Global Plastics Flow-Studie vor allem auch ermutigende wirksame Hebel für ein verbessertes Abfallmanagement auf. Durch das Zusammenspiel verschiedener Instrumente kann eine nachhaltige Transformation erreicht werden“, so die Studien-Initiatoren. „Der erweiterten Herstellerverantwortung kommt dabei eine besonders effektive Rolle zu. Übernehmen Hersteller finanziell und organisatorisch die Verantwortung für die Nach-Nutzen-Phase bewirkt dies langfristig einen Umschwung zu einem geschlossenen und nachhaltigen Kunststoff-Stoffstrom mit mehr Recycling und weniger Einträgen in die Umwelt.“
Am Beispiel der folgenden drei Länder/Regionen können die positiven Veränderungen anhand konkreter Zahlen nachvollzogen werden:
EU 27+3 Der Kunststoffabfall ist von 2018 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 2,1 % gewachsen. Der Abfall, der ordnungsgemäß entsorgt wurde, stieg im gleichen Verhältnis (+ 2,2 %). Allerdings ist der Abfall, der für das Recycling gesammelt wurde, sogar um durchschnittlich 5,9 % pro Jahr gestiegen, die Abfalleinträge in die Umwelt sind um 0,6 % zurückgegangen.
Kolumbien In Kolumbien ist der Kunststoffabfall um 1,7% gewachsen. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um durchschnittlich 5,0 % pro Jahr und die Menge für das Recycling sogar um 24,6 %. Abfalleinträge in die Umwelt gingen um 6,5 % zurück.
China Jährlich stieg die Menge des Kunststoffabfalls um durchschnittlich 3,5 %. Die Abfallmenge, die ordnungsgemäß entsorgt wurde, wuchs um 8,3 % und die für das Recycling vorgesehene um 5,9 %. Die Abfalleinträge in die Umwelt sanken in China sogar um 9,7 %.
„Diese Erfolge dienen als Beispiel und Ansporn, umweltgerechte Kunststoff-Kreisläufe mit Nachdruck voranzutreiben“, so die Studieninitiatoren. „Ein klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft zeigt Wirkung und muss auch auf globaler Ebene geschehen. Darum ist ein weltweites Kunststoffabkommen auch so wichtig.“
Zentrale Kennzahlen zu Stoffströmen im Jahr 2018 und 2023Die umfangreiche Studie liefert wichtige Zahlen zur weltweiten Produktion von Kunststoffen, zu deren Kreislaufführung sowie auch zum Grad der geordneten Entsorgung und Behandlung. Auf globaler Ebene ergeben sich die folgenden Kernergebnisse im Vergleich zur Studie 2018:
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Diese immensen Herausforderungen zeigen, dass Fortschritte beim Plastikabfallmanagement und der Kunststoffkreislaufführung tiefgreifende infrastrukturelle, politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen erfordern.
Europa In vielen EU-27+3-Ländern sind gesetzliche Regelungen auf dem Prinzip der Produktverantwortung die Grundlage für ein umfassendes Abfall- und Recyclingmanagement. Besonders wirksam sind hier: klare regulatorische Rahmenbedingungen (z. B. Deponieverbote, hohe Recyclingziele), gut ausgebaute Infrastruktur für Recycling und Energiegewinnung, effektive EPR-Systeme, Rücknahme- und Pfandsysteme und fortschrittliche Sortiersysteme und Investition in innovative Technologien. Der in Europa erfasste Kunststoffabfall ist von 2018 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 2,1 % gewachsen. Der Abfall, der ordnungsgemäß entsorgt wurde, stieg im gleichen Verhältnis (+ 2,2 %). Dabei ist der Abfall, der für das Recycling gesammelt wurde, sogar um durchschnittlich 5,9 % pro Jahr gestiegen. Und noch erfreulicher ist, dass die Abfalleinträge in die Umwelt um 0,6 % zurückgegangen sind.
Lateinamerika In Kolumbien verankern EPR-Gesetze und der Kolumbianische Kunststoffpakt ambitionierte Recyclingziele (z. B. 50 % Verpackungsrecycling bis 2030, 30 % Rezyklateinsatz). Die geplante formale Einbindung von über 70.000 Waste Pickern sowie moderne urbane Infrastrukturprojekte führen zu hohen Sammel- und Recyclingraten und besserer sozialer Teilhabe. Der Kunststoffabfall ist um 1,7 % gewachsen. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um durchschnittlich 5,0% pro Jahr und derjenige für das Recycling sogar um 24,6 %. Abfalleinträge in die Umwelt gingen um 6,5 % zurück.
Asien China treibt regulatorisch und infrastrukturell die Kreislaufwirtschaft durch nationale Vorgaben, massive Kapazitätssteigerung im Waste-to-Energy-Bereich und Integration des informellen Sektors voran; Recyclingquoten für PET und andere Verpackungen sind dadurch markant gestiegen. Der jährliche durchschnittliche Anstieg des Kunststoffabfalls liegt bei 3,5 %. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um 8,3 % und derjenige, der fürs Recycling gesammelt wurde, um 5,9 %. Abfalleinträge in die Umwelt sanken in China sogar um 9,7 %.
Die Best Practices unterschiedlicher Länder orientieren sich an klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen, umfassender Infrastruktur, konsequenter Produzentenverantwortung, gesellschaftlicher Mitwirkung sowie Innovations- und Kreislauforientierung. Erfolgreiche Länder und Regionen zeichnen sich durch eine Kombination dieser Ansätze aus.
Die zentralen Herausforderungen und Schwachstellen im Bereich des Plastikabfallmanagements betreffen Infrastruktur, Sammelsysteme, Recyclingmärkte, politische Maßnahmen sowie soziale Aspekte. Sie lassen sich aus den bereitgestellten Daten des Global Plastics Flow Reports 2023 präzise identifizieren und nach Regionen und Anwendungssektoren differenzieren.
Über die Studie:Die Studie The Global Plastics Flow 2023 baut auf der ersten Ausgabe (2019, Referenzjahr 2018) auf und analysiert Kunststoffströme in 45 Ländern, die 63% der Weltbevölkerung und 81% des globalen BIP abdecken. Erkenntnisse wurden auf globaler Ebene extrapoliert, basierend auf den in den einzelnen Ländern und Anwendungen gewonnenen Daten sowie auf Beiträgen nationaler Industrievertreter. Die Studie bietet einen umfassenden Überblick über Kunststoff-Endverbraucherabfälle und konzentriert sich dabei auf Abfallerzeugung, Sammlung, Behandlung und Verluste durch unsachgemäße Entsorgung. Im Vergleich zu 2019 vertieft die Ausgabe 2023 die Analyse zusätzlich zum Verpackungssektor Kunststoffanwendungen auch in weiteren Bereichen (Bauwesen, Automobilindustrie, Elektronik und andere langlebige Produkte). Ziel ist die Darstellung der Fortschritte in der globalen Kreislaufwirtschaft mit besonderem Augenmerk auf die Entwicklungen im Abfallmanagement sowie in der Vermeidung von Vermüllung. |
Die Studie kann über die Homepage der BKV GmbH bezogen werden.