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Kreislaufwirtschaft im Blick: aus Dämmstoff wird Wertstoff – Praktizierte Abfallvermeidung mit Styropor

Am 22. April findet weltweit zum 10. Mal der Earth Day statt! In Deutschland liegt der Fokus dieses Jahr auf dem Thema „Nachhaltig Bauen“. Eine gute Wahl, denn dem Gebäudesektor kommt bei der Eindämmung des Klimawandels und seiner bereits spürbaren Folgen eine tragende Rolle zu: Gebäude sind für 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Über 60 Prozent der Gebäude weisen einen unzureichenden energetischen Standard auf und sind damit Grund für die Verschwendung von kostbarer – und mittlerweile sehr teurer – Heizenergie.

EPS Cycle: Recycling schon seit 30 Jahren

EPS CYCLE Logo 200px

Jedes Haus benötigt eine Dämmung und damit einen Schutz vor Kälte und Hitze. Ein Dämmstoff, der seit Jahrzehnten eingesetzt wird, ist der Expandierte Polystyrol-Hartschaum (EPS) – vielen bekannt unter seinem Markennamen Styropor. Der Industrieverband Hartschaum e.V. (IVH) und seine Mitglieder, die deutschen Hersteller für Wärmedämmung aus EPS, sind sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst und recyceln ihren Dämmstoff auf viele Arten. Unter der verbandsgeschützten Marke „EPS Cycle“ wird verdeutlicht: EPS-Dämmstoffe sind zu 100% recyclebar.

So nehmen alle EPS-Hersteller im IVH seit über 30 Jahren systematisch Verschnittreste der Baustellen zurück und erstellen daraus werkseigene Rezyklatplatten. Das Mahlgut kann auch für Ausgleichsschüttungen, Hohlraumdämmungen sowie als Leichtzuschlag für Estriche verwendet werden. Aus den EPS-Verschnittresten kann mittels Extrusion sogar der Dämmstoff XPS entstehen, denn dieser Dämmstoff besteht wie EPS aus demselben Grundbaustein Polystyrol. XPS wird beispielsweise für die Bodenplatte, also das Fundament unter dem Haus, benötigt.

Wiedervwendung Der EPS Baustellenverschnitte Abholung Durch EPS Hersteller Des IVH
Abholung der EPS-Baustellenverschnitte durch die IVH-Mitglieder (Quelle IVH)

Darüber hinaus wird auch der Rohstoff selbst immer grüner. Nachwachsende Rohstoffe aus organischen Abfällen oder Pflanzenölen werden zu Beginn des Produktionsprozesses den chemischen Anlagen zugeführt und vermischen sich dort mit fossilen Rohstoffen. Die so entstehenden biomassebilanzierten Produkte sind hinsichtlich Formulierung und Qualität identisch mit den fossilen Standardprodukten, sparen aber fossile Ressourcen ein und sind mit spürbar geringeren Treibhausgasemissionen verbunden.

PS Loop: Einzigartige geschlossene Kreislaufwirtschaft

In EPS-Dämmstoffen wird seit 2015 ein neuartiges und unbedenkliches Flammschutzadditiv PolymerFR eingesetzt. Schon im Laufe des Jahres 2014, vor dem allumfassenden Verbot in 2016, wurde das veraltete und als Schadstoff eingestufte Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) von den IVH-Mitgliedern durch den innovativen Flammschutz PolymerFR ersetzt.

Rückgebaute, alte EPS-Dämmstoffe, die vor 2015 hergestellt wurden, dürfen aufgrund des alten Flammschutzmittels nicht recycelt werden, so schreibt es das Gesetz vor. Wie die meisten anderen Alt-Dämmstoffe, so wird auch HBCD-haltiges EPS einer energetischen Verwertung zugeführt, die wiederum wertvolle Heizenergie (z.B. Fernwärme) erzeugt.

PSLoop Anlage In Terneuzen Niederlande
PS Loop Anlage in den Niederlanden: Der wiedergewonnene Grundstoff Polystyrol wird zu neuen EPS-Dämmplatten verarbeitet. (Quelle IVH)

Eine neue und bislang als einzige zugelassene Recycling-Lösung für EPS-Hartschaumabfälle aus Gebäude-Abbrucharbeiten bietet PolyStyreneLoop (PSLoop) – ein europaweites Projekt der gesamten Polystyrol-Wertschöpfungskette, Standort Niederlande. Der IVH sowie seine Mitglieder gehören zu den Gründungsmitgliedern der europäische Kooperative, die das Projekt startete. Inzwischen gehört das niederländische Unternehmen PS Loop. B.V. drei IVH-Herstellern, die die geschlossene Kreislaufwirtschaft mit EPS umsetzen und die Wirtschaftlichkeit führen: In einem physikalischen Recyclingprozess wird aus alten EPS-Dämmplatten ein neuer, hochwertiger Polystyrol-Rohstoff gewonnen, aus dem neue EPS-Dämmplatten entstehen.

Die dort angewendete Technik basiert auf dem vom deutschen Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung entwickelten CreaSolv®-Verfahren. Mit diesem kann aus Alt-, aber perspektivisch auch aus Neu-EPS-Abfällen, angefallen bei Abbruch- oder Umbaumaßnahmen, der Grundstoff Polystyrol wiedergewonnen werden. Darüber hinaus kann schon heute Abfall aus Neu-EPS mit PolymerFR über verschiedene Wege stofflich recycelt werden.

Mobile Recyclinganlagen

EPS-Dämmstoffe enthalten bis zu 98 Prozent Luft. Werden HBCD-haltige EPS-Abfälle zu PS Loop oder „neues“ EPS zu anderen Recyclingmöglichkeiten transportiert, nehmen sie dementsprechend viel Volumen ein. Eine bundesweite Lösung für einen klimafreundlicheren Transport und einfaches Handling hat die rheinlandpfälzische Firma FZ Recycling gefunden. Sie kann mit ihren mobilen Kompressionsanlagen (per Container, Anhänger) aus 50 Lkw-Ladungen eine Lkw-Ladung machen. Durch die hohe Verdichtung des EPS-Abfalls entstehen Blöcke; diese lassen einfach auf Paletten stapeln und so kompakt transportieren. Insbesondere Dachdecker nutzen dieses Angebot, da hier bei Dachsanierungs-Projekten in der Regel Tausende von Quadratmeter EPS-Platten anfallen, die leicht in den Schneckenverdichter der Anlage „gefüttert“ werden können. Selbst auf das Dach können die mobilen Anlagen von FZ Recycling gehoben werden.

FZ Recycling Mit Mobilen Verdichtungsanlagen Bundesweit Auf Baustellen Unterwegs

Mobiler Container von FZ Recycling – bundesweit auf Baustellen unterwegs (Quelle IVH)

Null-Granulatverlust

Die ursprünglich vom IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. aufgesetzte Initiative „Null-Granulatverlust“ zielt darauf ab, den Verlust von Kunststoffgranulaten in die Umwelt zu verhindern. Die Mitglieder des IVH beteiligen sich aktiv an dieser Initiative. Die wirkungsvollsten Maßnahmen gegen die Einträge in die Umwelt sind die Sensibilisierung der Mitarbeiter und Logistikdienstleister, Investitionen in das Reinigungsequipment und bauliche Maßnahmen. Die IK-Initiative „Null Granulatverlust“ ist Teil des globalen Engagements der Kunststoffindustrie zu „Zero Pellet Loss“ und „Operation Clean Sweep“ – ein internationales Programm, dem sich der IVH und seine Mitglieder angeschlossen haben.

 

Bildquelle Titelfoto: IVH/BACHL

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