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Pfannenwender – eine Gefahr in der Küche?

Schwarze Pfannenwender, Kochlöffel oder Schaumkellen aus Kunststoff sind vermutlich in nahezu jeder deutschen Küche zu finden. Kein Wunder, denn diese Küchenhelfer lassen sich einfach reinigen, sind ziemlich praktisch und auch noch günstig – und die in Deutschland hergestellten Produkte sind auch nicht gefährlich. Durch eine Studie sind diese Küchenutensilien jetzt ziemlich in Verruf geraten.

Laut der Studie seien in den Produkten oftmals Flammschutzmittel enthalten, die durch das Recycling von Elektrogeräten, deren Materialien für die Herstellung der Utensilien verwendet wurden, ins Plastik gelangt seien. Generell lässt sich dazu sagen: Flammschutzmittel (FSM) sind laut der CLP (Classification, Labelling and Packaging)-Verordnung in Europa in der Regel als gefährlich eingestuft und dürfen daher überhaupt nicht in Bedarfsgegenständen verwendet werden. Diese Verordnung ist in allen Mitgliedstaaten rechtlich bindend und unmittelbar auf alle Wirtschaftszweige anwendbar. Das Verbot gilt so in allen 27 EU-Staaten plus Norwegen, Island, im Fürstentum-Liechtenstein, sowie in Großbritannien, Nordirland und auch in der Schweiz. Hersteller, Importeure und nachgeschaltete Anwender von Stoffen oder Gemischen sind zur ordnungsgemäßen Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung ihrer gefährlichen Chemikalien vor dem Inverkehrbringen verpflichtet, so die CLP. Darüber hinaus ist es generell verboten, Pfannenwender aus zurückgewonnenem Elektrik/Elektronik (E/E)-Schrott zu produzieren.

DecaBDE und die anderen Bromdiphenylether sind laut Artikel 4 der Verordnung Persistent Organic Pollutants (EU) Nr. 2019/1021 in der Summe der Konzentrationen über 500 Milligramm pro Kilogramm verboten, das ist richtig. Wer trotzdem EEE Waste für Bedarfsgegenstände mit höheren Konzentrationen verwendet, missachtet seine Sorgfaltspflichten als Hersteller oder Importeur. Laut unserer nationalen Chemikaliensanktionsverordnung kann das als Straftat oder Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Die Regeln zur Begrenzung gefährlicher Stoffe in Bedarfsgegenständen sind also vorhanden. Man muss sie im Vollzug nur flächendeckend anwenden.

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Warum schwarze Küchenutensilien aus FSM wenig Sinn machen

Verbraucherschützer warnen zwar davor, dass insbesondere Händler und Plattformen aus China günstige Produkte einsetzen würden, die wenige Kontrollen durchführen. Schwarze Küchenutensilien aus FSM herzustellen, macht allerdings auch aus kaufmännischer Sicht wenig Sinn. Denn Flammschutzmittel sind sehr teuer, daraus ein Billigprodukt wie Pfannenwender herzustellen, wäre also aus Kostengründen völlig unwirtschaftlich. Und sollte doch unbedingt ein teurer Kunststoff bei der Herstellung verwendet werden, dann eher hitzebeständiger Polyamid 66 (PA 66).

PA 66 (Polyamid 66) ist ein besonders leistungsfähiger Kunststoff, der hohe Härte und ausgezeichnete Temperaturbeständigkeit besitzt. Im Vergleich zu anderen Polyamiden zeichnet sich PA 66 durch eine geringere Feuchtigkeitsaufnahme aus, was zu einer besseren Maßstabilität führt. PA66 wird u. a. in der Automobilindustrie für Bauteile wie Kabelummantelungen, Stoßstangen oder Motorraumkomponenten verwendet. Zudem ist es in der Herstellung von strapazierfähigen Textilien wie Outdoor-Bekleidung und Sportausrüstung beliebt. Aber auch in der Produktion von Zahnrädern oder in Flugzeugbauteilen ist PA66 zu finden.

Außerdem sind die schwarzen Küchenhelfer nicht schwarz durch Flammschutzmittel. Die schwarze Einfärbung vieler Küchenutensilien kommt von einem Rußbatch, das für Bedarfsgegenstände zugelassen ist. Denn Ruß steht auf der Unionsliste unter dem Food Contact Material (FCM) Nummer 411. In der sogenannten Unionsliste des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind zugelassene neuartige Lebensmittel in einer Positivliste aufgeführt. Die dort aufgeführten Lebensmittel dürfen von allen Lebensmittelunternehmern in den Verkehr gebracht werden, wenn die dort angegebenen Verwendungsbedingungen, Kennzeichnungsvorschriften und Spezifikationen eingehalten werden.

FSM – unverzichtbar in modernen Fahrzeugkomponenten

Nur „schlecht“ sind Flammschutzmittel auch nicht, denn sie können sogar dazu beitragen, Menschenleben zu retten. Sie werden nämlich in der Automobilindustrie in E/E-Komponenten eingesetzt wie beispielsweise in Alarmsystemen und Sicherungen, aber auch in Anlassern, Lichtmaschinen, Zündanlagen und Autoradios.

Ein Beitrag von Dipl.-Ing. Hans-Georg Hock (re.) und Sven Weihe (li.)

Autoren Sven Weihe Hans Georg Hock
Bild: Plastics Europe Deutschland | Kunststoffmanagement

Beitragsbild: iStock | Emmeci74

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