25.09.2023, Frankfurt am Main: Für die aktuell diskutierte EU-Regulierung von PFAS wünscht sich die Kunststoffindustrie von den Verantwortlichen in der Bundesregierung und auf EU-Ebene ein gutes Augenmaß.
Der derzeitige Beschränkungsvorschlag differenziert weder zwischen den völlig unterschiedlichen und einzeln zu regulierenden Substanzen noch zwischen den sehr weitreichenden und unterschiedlichen Anwendungen. Insbesondere die Fluorpolymere, die eine wichtige Rolle in Industrieprozessen, bei der Energie-, der Wärme- und der Mobilitätswende sowie für die Digitalisierung spielen, stellen keinerlei Risiko für Konsumenten oder Umwelt dar.
Die Kritik in der Kunststoffbranche gegen ein allumfassendes PFAS-Verbot ist groß. „Wir sind Kunststoff“, eine Initiative der führenden Industrieverbände der Kunststoffindustrie, hat nun die verschiedenen Positionen des Kunststoffmaschinenbaus, der Kunststoffhersteller, und der kunststoffverarbeitenden Unternehmen zusammengetragen. Es gibt eine zentrale Forderung, die alle Industrieverbände teilen: Fluorpolymere müssen von einem möglichen PFAS-Verbot ausgenommen werden.
Der VDMA, der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau fordert Ausnahmen für PFAS-Stoffe, die in Maschinen stecken und nicht mit der Umwelt in Berührung kommen. Laut dem aktuellen Regulierungsvorschlag sollen auch einige Fluorpolymere verboten werden, die in Dichtungen, Schläuchen, Armaturen, Pumpen oder Ventilen verwendet werden. Für diese Stoffe gibt es heute und auf absehbare Zeit keinen Ersatz. „Wir unterstützen den Schutz von Menschen und Umwelt und damit auch, dass alles getan wird zu vermeiden, dass schädliche Substanzen in die Umwelt gelangen.“, erläutert VDMA-Geschäftsführer Kunststoff- und Gummimaschinen Thorsten Kühmann. „Die in Maschinen eingesetzten Stoffe sind grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend, aber notwendig für deren Funktionsfähigkeit. Die vorliegende PFAS-Regulierung ist eine Verbotsregulierung, die alle Stoffe ausschließt, wohingegen nur wirklich gefährliche Stoffe ausgeschlossen werden sollten. Allein dieser Ansatz hilft Menschen und Wirtschaft gleichermaßen!“ Weiterlesen.
Die Arbeitsgruppe der Fluorpolymerhersteller von Plastics Europe, dem Verband der Kunststofferzeuger, nimmt die öffentliche Besorgnis über PFAS ernst, kritisiert jedoch, dass der Verbots-Vorschlag der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht zwischen Fluorpolymeren und anderen PFAS unterscheidet. Zudem seien die Übergangsfristen in vielen Fällen unzureichend. „Beim Regulierungsvorschlag muss noch an vielen Stellen nachgebessert werden“, so Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer bei Plastics Europe Deutschland. Weiterlesen.
pro-K, der Industrieverband für langlebige Kunststoffprodukte und Mehrwegsysteme, macht sich dafür stark, Fluorpolymere von der Regulierung auszunehmen. Der aktuelle Beschränkungsvorschlag umfasst über 10.000 PFAS-Substanzen, darunter Fluorpolymere, obwohl diese nach OECD-Kriterien als products of low concern und damit unbedenklich gelten. „In den vergangenen Monaten haben betroffene Unternehmen und Organisationen über 3.500 Eingaben zum ECHA-Dossier vorgenommen; vielfach wurde dabei auf die Gefahr wegbrechender industrieller Wertschöpfungsketten hingewiesen, sollten Fluorpolymere beschränkt bzw. verboten werden. pro-K hat sich hier an die Spitze der Bewegung gestellt und setzt sich massiv für eine differenzierte Betrachtung und Bewertung der Fluorkunststoffe ein“, sagt Sven Weihe, Interims-Geschäftsführer von pro-K. Weiterlesen.