Bessere Mülltrennung, smartes Produktdesign und Innovationen bei der Verarbeitung von Kunststoffabfällen zu Kunststoffgranulaten, dem sogenannten mechanischen Recycling, sind dringend notwendig. Aber: Das reicht nicht aus. Komplexe Anwendungen mit hohen Anforderungen an die eingesetzten Materialien – Windräder, E-Autos oder Smart Devices in Medizin und Freizeit – benötigen Verbundkunststoffe, die nicht auf herkömmliche Weise zu recyceln sind.
Aktuell werden selbst in Ländern mit gut ausgebauten Abfallinfrastrukturen wie Deutschland nur die Hälfte aller Kunststoffabfälle recycelt.
Mit chemischen Recyclingverfahren können auch für solche Anwendungen Recyclinglösungen gefunden werden. Die Unternehmen der kunststofferzeugenden Industrie investieren Milliardensummen in diese wichtige Ergänzung des mechanischen Recyclings – um Recyclingziele zu erreichen und um Wertkunststoffe konsequent im Kreis zu führen. Die Ampel-Regierung wiederum plant laut Koalitionsvertrag, das Chemische Recycling als Recyclingoption in das Verpackungsgesetz aufzunehmen. Doch es gibt auch Vorbehalte bei verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren. Fortschritte beim Chemischen Recycling werden oftmals kritisch beäugt. Allerdings können viele dieser Kritikpunkte entkräftet werden, zudem werden die Innovationsfähigkeit der Industrie und ihre Effizienzsteigerungen bewusst ausgeklammert.
Bei der Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe geht es aber nicht allein um Abfälle und Recycling. Wir denken ganzheitlich im Kreislauf und koppeln daher auch unsere Produktion mehr und mehr vom Verbrauch fossiler Rohstoffe ab –deshalb setzen wir auf alternative und erneuerbare Rohstoffe.
Ziel des Verbandes der Kunststofferzeuger ist es, einige wiederkehrend vorgebrachte Kritikpunkte aufzugreifen und diesen zu entgegnen, um die Chancen des Chemischen Recyclings für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft nutzbar zu machen.
Und daher ist es auch an der Zeit, einige der gängigsten Mythen zu prüfen und Trugschlüsse aufzudecken:
Allein die Mitgliedsunternehmen von Plastics Europe steigern ihre Investitionen in das Chemische Recycling europaweit deutlich: von 2,6 Milliarden Euro im Jahr 2025 auf 7,2 Milliarden Euro im Jahr 2030. Ab 2025 wollen die kunststofferzeugenden Unternehmen 1,2 Millionen Tonnen und ab 2030 3,4 Millionen Tonnen an recycelten Kunststoffen mit dem chemischen Recycling gewinnen.
Insbesondere in Deutschland besteht allerdings noch Nachholbedarf bei chemischen Recyclingprojekten. Laufende Studien des Karlsruher Instituts für Technologie zeigen jedoch ein valides Potenzial für die Pyrolyse als Recyclingtechnologie auf, insbesondere bezüglich Abfallfraktionen, die verschmutzt, vermischt oder nach dem aktuellen Standard der Aufbereitungstechnologien nicht recycelbar oder gar nicht erst sinnvoll sortierbar sind. Auch andere chemische Recyclingverfahren werden weiterentwickelt.
Quelle: Milliardeninvestitionen in das chemische Recycling
Der Energieeinsatz beim chemischen Recycling ist mit dem Energiebedarf des mechanischen Recyclings vergleichbar. Bei der Pyrolyse liegt der Energiebedarf bei etwa fünf Prozent des Brennwerts der Einsatzstoffe. Außerdem lässt sich die Energie vollständig durch die Verbrennung der im Prozess entstehenden Rückstände decken, die ansonsten ohnehin nicht aufzubereiten sind. Man erhält als Produkt zwar nicht Regranulat, die Rückführung von Energie und Kohlenstoff ist aber deutlich höher als bei der Verbrennung.
Quelle: Chemical Recycling of Mixed Plastic Wastes (kit.edu). Folie 7
Schadstoffe können in allen Recyclingverfahren entstehen. Wichtig ist, dass Rückstände nicht in die Umwelt gelangen. In der EU haben wir mit der REACH-Verordnung weltweit die strengsten Vorgaben im Stoffrecht. Darüber hinaus gelten die Vorgaben des Immissionsschutzrechtes.
Quelle: Allgemeines zu Stoffrecht, Immissionsschutzrecht
Fakten rund um das chemische Recycling standen auch auf der IFAT in München Anfang Juni 2022 im Blickpunkt. Unter anderem organisierte der VCI in Kooperation mit der Zeitschrift „Kunststoffe“ unter dem Titel „Zukunft Kreislaufwirtschaft: Chemisches Recycling als Baustein“ am 1. Juni 2022 eine Podiumsdiskussion. Dort diskutierten Dr. Christoph Gahn von BASF als Vertreter der Chemiebranche, Jürgen Ephan vom Recyclingunternehmen Remondis, Harald Notter, Referatsleiter für Kreislaufwirtschaft im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, Dr. Bernhard Bauske vom WWF und Prof. Dr. Dieter Stapf vom Karlsruher Institut für Technologie über den Beitrag des chemischen Recyclings zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft.