Wer ärgert sich nicht über achtlos weggeworfene Fast-Food-Packungen im Park oder Glasscherben auf Fahrradwegen?! Der öffentliche Raum scheint viele Menschen zu dieser Form des Litterings von Abfall förmlich einzuladen. Und – so ehrlich müssen wir sein – viele Unternehmen profitieren von dieser Ex- und Hopp-Mentalität. Und dies sind nur die augenfälligsten Beispiele eines grundlegenden Problems: Wir sind umgeben von zu viel Zivilisationsmüll, auch oder gerade aus Plastik. Lösungen gegen diesen Trend sucht und findet jedes Jahr die Europäische Woche der Abfallvermeidung (EWAV), diesmal in der Zeit vom 20. bis 28. November.
Die EWAV bündelt Ideen und Maßnahmen aus Gesellschaft, Industrie und Politik, die dabei helfen, Abfälle zu reduzieren und natürliche Ressourcen zu schonen. Best-Practice-Beispiele aufzeigen, Kommunen vernetzen, Verbraucher:innen aufklären, für das Thema sensibilisieren und zum Mitmachen auffordern – all das steht im Fokus und fördert einen nachhaltigen Konsum sowie ein Denken, Leben und Wirtschaften im Kreislauf. Auch die Kunststoffindustrie geht diesen Weg und strebt danach, den Pfad des linearen Wirtschaftens zu verlassen.
Wichtige Stellschrauben, die auf das gemeinsame Ziel des Vermeidens von Abfällen einzahlen, kamen in diesem Jahr aus der Politik. Ganz besonders relevant sind dabei die Änderungen des Verpackungsgesetzes, die seit Juli 2021 gelten. Mit diesen wurden zwei Richtlinien der EU, die für das Thema Abfallvermeidung essenziell sind – nämlich die Einwegkunststoff- und die Abfallrahmenrichtlinie – in deutsches Recht überführt.
Festgelegt wurde, dass im To-Go-Bereich ab 2023 Mehrweg-Alternativen für Speisen und Getränke, etwa für Kaffeebecher, angeboten werden müssen. Diese Stärkung des Mehrwegprinzips ist auf dem Weg zu mehr Abfallvermeidung ein echter Meilenstein!
Auch Kunststoff wird hier seine Möglichkeiten ausspielen: So sind Mehrwegverpackungen aus Kunststoff schon heute oft die Verpackung der Wahl, um verschiedene Eigenschaften miteinander zu verbinden, etwa einen hohen Schutz des Lebensmittels verbunden mit einer längeren Haltbarkeit bei gleichzeitig moderatem Verpackungsgewicht.
Was bei Transportverpackungen bereits gang und gäbe ist, Stichwort Transportboxen, dürfte sich auch an anderen Stellen im Supermarkt mehr und mehr durchsetzen.
Apropos Meilenstein: Bereits ab 2022 gilt für nahezu alle Einwegkunststoff-Getränkeflaschen – ganz genau, also auch Säfte, Smoothies und Co. – eine Pfandpflicht. Dies ist ein wichtiger Schritt gegen die Vermüllung von Parks, Stränden und öffentlichen Plätzen im Allgemeinen.
Der Juli dieses Jahres war aber noch aus einem weiteren Grund ein wichtiger Monat für mehr Abfallvermeidung. Die „Einwegkunststoff-Verbotsverordnung“, die damals ebenfalls in Kraft trat, verbietet künftig Einwegprodukte aus Kunststoff, die erstens ganz besonders für vermüllte Strände und Meeresmüll verantwortlich sind und auf die zweitens gut verzichtet werden kann. Dazu zählen Einweg-Gabeln, -Löffel und -Teller, Luftballonstäbchen, Strohhalme und Wattestäbchen aus Kunststoff.
Solche Verbote können wichtige Impulse setzen. Doch es braucht mehr; zum Beispiel müssen Kunststoffe noch mehr und besser im Kreis geführt werden. Das gelingt erst dann, wenn Produkte recyclingfähiger gestaltet werden. Und das passiert aktuell.
So gibt es Produkte wie Laufschuhe, die nur noch aus einem Kunststoff statt wie bisher aus Verbundkunststoffen bestehen – und nach ihrer Nutzung leichter recycelt werden können.
Natürlich ist das Recycling kein Selbstzweck, sondern wird erst dann einen höheren Wert gewinnen, wenn mehr neue Produkte aus recycelten alten Produkten bzw. Rohstoffen, sogenannten „Rezyklaten“, bestehen.
Und auch daran arbeitet die Kunststoff-Branche. So können zum Beispiel erstmals Joghurtbecher aus Rezyklaten hergestellt werden – und das trotz der bestehenden hohen lebensmittelrechtlichen Regularien.
Aktuelle Zahlen der Zentralen Stelle Verpackungsregister für Deutschland bestätigen den Trend: Es werden immer mehr Plastik-Verpackungen privater Endverbraucher recycelt. Im vergangenen Jahr waren es gut 60 Prozent der hierzulande in gelben Tonnen und Säcken gesammelten Abfälle.
Vermeidung von Abfall ist keine leichte Aufgabe und vor allem nicht mit wenigen isolierten Maßnahmen zu erreichen. Doch die jüngsten Fortschritte in allen Bereichen, von der Gesetzgebung bis zu den Innovationen der Branche, sorgen dafür, dass wir zuversichtlich auf die Europäische Woche der Abfallvermeidung blicken!
(Copyright der beiden Videos: Plastics Europe)