Die Menge an Verpackungsmüll, die in Deutschland jedes Jahr pro Kopf produziert wird, ist beträchtlich. Laut statistischem Bundesamt und Eurostat fielen 2021 rund 237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf an. Obwohl der Anteil von Papierverpackungen mit 73 kg/Kopf fast doppelt so hoch ist wie der von Kunststoffverpackungen mit 34,4 kg/Kopf, stehen in den Medien oft Plastikabfälle im Mittelpunkt. Ein viel diskutiertes Thema ist dabei, wie man Plastikverpackungen vermeiden kann, beispielsweise indem man Kunststoffverpackungen durch Papierverbunde ersetzt. Doch wie umweltfreundlich ist das wirklich?
Eine Studie der GVM Gesellschaft für Verpackungsforschung untersucht im Auftrag der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. das Gewicht und die Recyclingfähigkeit von unterschiedlichen Verpackungen aus Kunststoff und Papierverbundmaterialien. Dabei wurden verschiedene Verpackungstypen wie Gastronomie-Serviceverpackungen, Schalen für Hackfleisch und Verpackungen für Nudeln analysiert.
Ein zentraler Aspekt der Untersuchung war die Materialeffizienz und Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackungen im Vergleich zu Papierverbunden. Kunststoffverpackungen waren in einigen Fällen bis zu 79 % leichter als ihre Pendants aus Papierverbund. Zudem waren rund zwei Drittel der systembeteiligungspflichtigen Kunststoffverpackungen zu mehr als 95 % recyclingfähig. Im Vergleich dazu wiesen etwa 60 % der Papierverbunde eine Recyclingfähigkeit von weniger als 90 % auf. Ein weiterer wichtiger Punkt war das Gewicht der Verpackungen. Papierverbunde waren pro Kilogramm Füllgut deutlich schwerer als Kunststoffverpackungen, was zu einer Steigerung des Abfallaufkommens um 35 bis 40 % bei der Substitution führte.
Trotz dieser Erkenntnisse prognostiziert die Studie einen beinahe exponentiellen Anstieg des Verbrauchs von Papierverbunden bis zum Jahr 2030. Verschiedene Gründe treiben diesen Anstieg voran:
Der prognostizierte Anstieg des Verbrauchs von Papierverbunden wirft wichtige Fragen auf. „Wenn Regulierungen und Gesetze, wie die PPWR, oder die Einführung einer möglichen Plastiksteuer, weiterhin den Einsatz von Papierverbunden begünstigen, wird der Verbrauch von Papierverbunden noch stärker zunehmen.“, erklärt Kurt Schüler, Geschäftsführer der Gesellschaft für Verpackungsforschung, „Jede weitere Regulierung in diese Richtung würde dazu führen, dass die Menge an Verpackungsabfall zunimmt und die Recyclingfähigkeit tendenziell abnimmt, was in Bezug auf Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft kontraproduktiv wäre.“
„Es wäre ein großer Fehler, Papierverbunde durch die Einführung einer Plastiksteuer oder weiterer Verpackungsgesetzte erneut auf Kosten von Kunststoffverpackungen zu bevorteilen.“, so Martin Engelmann, Hauptgeschäftsführer der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V., „Der Umwelt würde es nicht helfen und das hohe Müllaufkommen würde man damit auch nicht in den Griff bekommen. Besser wäre es materialneutrale Regulierungen zu finden, um das Aufkommen von schlecht recycelbaren Verpackungen insgesamt zu verringern. Beispielsweise durch eine Anpassung der Lizenzentgelte für das Duale System. Auf diese Weise könnte man besonders Materialsparsame und recyclingfähige Verpackungen begünstigen und solche Verpackungen die unnötig viel Material verbrauchen, oder schlecht zu recyceln sind, deutlich teurer machen. Eine solche Regulierung hätte eine viel höhere Lenkungswirkung als eine Maßnahme, die nur auf eine einzige Sorte Material abzielt.“
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