Mülltüten aus Maisstärke oder Biodübel auf Basis von Rizinusöl: Bio-Kunststoffe liegen im Trend. Doch was hat eigentlich die Umwelt davon?
Der Begriff „Biokunststoffe“ verwirrt immer noch. Kein Wunder, denn damit kann vieles gemeint sein. Zum Beispiel Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, aber trotzdem nicht biologisch abbaubar sind. Umgekehrt gibt es aber auch biologisch abbaubare Kunststoffe, die aus fossilen Rohstoffen wie Öl entstehen.
Eines jedoch ist klar: Der Bedarf steigt. Laut Marktdaten von European Bioplastics lag die Produktionskapazität für sämtliche Biokunststoffe im Jahr 2020 bei rund 2,1 Millionen Tonnen.
Nachwachsende Rohstoffe kommen da zum Zug, wo sie Wirtschaft und Technik vorantreiben. Entscheidend ist da die Langlebigkeit. Besonders punkten hier Zuckerrohr, Weizen oder Hanf. Aber auch tierische Produkte wie Milch sind als Basis gerne gesehen. Am häufigsten findet Ihr biobasierte Kunststoffe in Eurem Auto oder Zuhause, etwa als Gebäudeteile oder Lebensmittelverpackungen.
Manchmal können biobasierte Kunststoffe sogar bessere Arbeit leisten, als fossile Kunststoffe. So ist es brasilianischen Forscher:innen gelungen, einen Biokunststoff aus Fasern von Bananen, Ananas und anderen Pflanzen zu entwickeln. Er ist schlanke 30 Prozent leichter und bis zu viermal stabiler als herkömmlicher Kunststoff.
An solch ungewöhnlichen Ausgangsmaterialien haben auch andere getüftelt: So wechseln nun Algen in weniger nasse Gefilde und unterstützen als Bioplastik den Bau von 3-D-Druckern. Oder Pilzzellen: Sie finden als Polymer-Werkstoffe eine neue Zukunft weit weg vom Waldboden.
Aber wann ist ein Kunststoff biologisch abbaubar? Genau dann, wenn ihn Mikroorganismen zu Wasser, Kohlendioxid und Biomasse zerkleinern können – und zwar egal, woraus der Kunststoff hergestellt wurde. „Kompostierbar“ bedeutet aber nicht, dass Ihr Kunststoff einfach auf Eurem Kompost deponieren könnt. Hier kommen industrielle Kompostieranlagen zum Zug.
Aber Stopp: Blumentöpfe aus biologisch abbaubaren Kunststoffen könnt Ihr tatsächlich zuhause auf den Kompost werfen. Sie verwandeln sich in Biomasse und tun dabei auch dem Boden gut. Ein bisschen so funktioniert das auch in der Landwirtschaft. Bio-Mulchfolien auf Äckern können nach Gebrauch einfach untergepflügt werden. So entfällt das Aufräumen nach der Feldarbeit – und auch die Pflanzen werden nicht geschädigt.
Keine Sorge: Auch wenn für biobasierte Kunststoffe Getreide oder Milchprodukte verwendet werden, leidet weder die Lebens- noch die Futtermittelproduktion: European Bioplastics schätzt, dass für den Anbau nachwachsender Rohstoffe, aus denen Biokunststoffe hergestellt wird, im Jahr 2020 lediglich 0,015 Prozent der weltweiten Agrarflächen genutzt wurden. Das würde sich bei verstärkter Nachfrage natürlich ändern. Um hier keine Flächen zu belasten oder Lebensmittel zu nutzen, sind Biokunststoffe auf Basis von Pflanzenresten oder aus Biogasanlagen eine oft präferierte Lösung.
Klimaneutral sind bioabbaubare und biobasierte Kunststoffe trotzdem nicht. Schließlich verbraucht auch hier jeder Produktionsschritt Energie – zum Beispiel bei Aussaat, Ernte oder Transport. Die Entscheidung für oder gegen biobasierte Kunststoffe sollte deshalb immer mit der Frage nach dem Lebenszyklus eines Produkts verbunden sein.
Bildnachweis: iStock.com/Arsenil Palivoda