Kunststoffe stehen häufig in der Kritik und werden als umwelt- und klimaschädlich eingestuft. Damit einher geht der Aufruf, andere Materialien zu nutzen. Dabei werden jedoch häufig die Umweltauswirkungen dieser Alternativen übersehen, eine ungerechtfertigte Diskriminierung des Materials Kunststoff. Denn Kunststoffe weisen im Vergleich zu anderen Materialien wie etwa Glas, Metall oder Papier oftmals eine deutlich bessere CO₂-Bilanz auf. Besonders im Bereich der Verpackungen sind Kunststoffe ökologisch vorteilhaft, da Alternativen in vielen Fällen bis zu 700 Prozent mehr Treibhausgasemissionen verursachen. Das bestätigt eine Studie von Environmental Science & Technology.
Einkaufstaschen aus Kunststoff verursachen etwa 80 % weniger CO₂-Emissionen als Papiertüten.
Hybrid-Kraftstofftank aus Kunststoff führen zu 90 % geringeren Treibhausgasemissionen im Vergleich zu solchen aus Stahl.
Kunststoffverpackungen sin im Vergleich zu Alternativen besonders ressourceneffizient. Mit nur 24 Gramm Verpackungskunststoff wird im Durchschnitt ein Kilogramm Produkt sicher verpackt.
Die Erkenntnisse über die positive CO₂-Bilanz von Kunststoffen im Vergleich zu alternativen Materialien zeigen, wie vielseitig der Werkstoff ist. Doch um die Klimabilanz von Kunststoffen weiter zu verbessern und ihre Rolle als nachhaltige Lösung zu stärken, sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Gerade in der Produktion könnten Unternehmen noch weitere CO₂-Emissionen einsparen, um Kunststoffe noch umweltfreundlicher zu gestalten.
Denn ein erheblicher Teil der CO₂-Emissionen von Kunststoffen entsteht in der Produktionsphase, insbesondere bei der Gewinnung und Verarbeitung fossiler Rohstoffe. Diese sogenannten Scope-3-Emissionen – also Emissionen, die entlang der vorgelagerten Lieferkette entstehen – stellen eine der größten Herausforderungen bei der Herstellung von Kunststoffen dar. Sie umfassen unter anderem den Abbau von Erdöl und Erdgas sowie die energieintensive Verarbeitung zu Grundstoffen wie Ethylen oder Propylen.
Um die Klimabilanz von Kunststoffen zu verbessern, ist es essenziell, fossile Rohstoffe schrittweise durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen. Dazu zählt der vermehrte Einsatz recycelter Materialien, die bestehende Kunststoffe wieder in den Produktionsprozess einbringen und so den Bedarf an neuen Rohstoffen reduzieren. Ebenso bieten nachwachsende Rohstoffe, wie Biomasse aus Rest- oder Abfallstoffen, großes Potenzial, fossile Ressourcen teilweise oder vollständig zu ersetzen. Darüber hinaus rücken innovative Ansätze wie die Nutzung von CO₂ als alternative Kohlenstoffquelle in den Fokus, die nicht nur neue Rohstoffe schaffen, sondern auch aktiv Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden können. Drei konkrete Ansätze zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks von Kunststoffen sind:
Wie es möglich ist, den CO2-Fußabdruck von Produkten aus thermoplastischem Polyurethan durch nachhaltige Lösungen zu reduzieren, erläutert Sabine Philipp, Senior Manager Communications in Industry Affairs bei BASF SE, in diesem Video: Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.linkedin.com zu laden.
Um Kunststoffe langfristig nachhaltiger zu gestalten, sind nicht nur alternative Materialien oder optimierte Produktionsverfahren entscheidend – auch Transparenz und datengestützte Analysen spielen eine Schlüsselrolle. Hier setzt der innovative Ansatz des chinesischem Chemiekonzerns Asahi Kasei an: Das Unternehmen stellt die CO₂-Daten seines Kunststoff-Portfolios auf umfassende Weise bereit, ermöglicht somit eine fundierte Bewertung der Klimabilanz und gibt seinen Kunden die Werkzeuge an die Hand, aktiv zur Reduzierung von Emissionen beizutragen.
Seit Mai 2022 können Kunden die CO₂-Emissionen des Kunststoff-Portfolios einsehen und die Klimabilanz ihrer Produkte berechnen. Eine gemeinsam mit dem IT-Unternehmen NTT Data entwickelte Plattform analysiert die CO₂-Emissionen entlang der gesamten Produktionskette, von der Rohstoffbeschaffung bis zur Verarbeitung. Grundlage dafür ist die Cradle-to-Gate-Methode, die den CO₂-Fußabdruck eines Produktes über den Lebenszyklus hinweg bis zum Werkstor erfasst.
Die Cradle-to-Gate-Methode ist ein Konzept zur Bewertung des ökologischen Fußabdrucks eines Produkts entlang eines definierten Abschnitts seines Lebenszyklus‘. Sie beschreibt die Analyse aller Umweltauswirkungen, die von der Rohstoffgewinnung bis zur Herstellung eines Produkts entstehen – bis hin zur eigentlichen Fertigung.
Die Methode berücksichtigt die Treibhausgasemissionen und andere Umweltauswirkungen, die in diesen Stufen auftreten. Ziel ist es, ein umfassendes Bild über die Umweltauswirkungen eines Produkts zu erhalten, bevor es das Werk verlässt, ohne jedoch die weiteren Lebenszyklusphasen wie Nutzung oder Entsorgung mit einzubeziehen.
Die Plattform kombiniert Umwelt- und Kostendaten, sodass Unternehmen ihre Produkte gleichzeitig ökologisch und wirtschaftlich optimieren können. Mit diesen Daten unterstützt Asahi Kasei seine Kunden bei der Entwicklung nachhaltigerer Produkte und der Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks. Mit der Initiative zeigt das Unternehmen, wie innovative Technologien und transparente Daten einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Kunststoffindustrie leisten können.
Die Diskussion um Kunststoffe muss differenziert geführt werden, da sie oft eine bessere CO₂-Bilanz als alternative Materialien aufweisen. Studien und innovative Ansätze wie die von Asahi Kasei zeigen, dass Kunststoffe nicht nur eine nachhaltige Option sein können, sondern durch gezielte Maßnahmen wie Recycling, den Einsatz nachwachsender Rohstoffe oder die Nutzung alternativer Kohlenstoffquellen noch umweltfreundlicher gestaltet werden können. Transparenz und Datenanalysen spielen hierbei eine zentrale Rolle, um die Potenziale von Kunststoffen voll auszuschöpfen und den Klimaschutz voranzutreiben. Kunststoffe sind also nicht das Problem – sie können ein Teil der Lösung sein.
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