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Regulierung, Bürokratie und Energiepreise hemmen Investitionen der Kunststoffindustrie

Konsolidierungsprozesse in der Kunststoffindustrie erwartet


Die gute Nachricht einer aktuellen Umfrage unter den Unternehmen der Kunststoffindustrie lautet: es gibt eine Zukunft für die Industrie am Standort Deutschland.
Knapp 77 Prozent der insgesamt 518 Befragten stimmen dieser Aussage zu – allerdings mit der Einschränkung „in reduzierter Größe und mit weniger Unternehmen“. Über 70 Prozent planen derzeit keine Verlagerung der Unternehmen ins Ausland. Die übrigen Ergebnisse fallen dagegen niederschmetternd aus. Über 70 Prozent geben dem Standort aktuell die Schulnote ausreichend (36,7%) oder mangelhaft (35,7%). Nicht einmal ein Prozent vergibt die Note 1, während sich 6 Prozent sogar für die Schulnote 6 – also ungenügend – entschieden haben. Als besonders nachteilig werden die Parameter Energiekosten, Arbeitskosten, Bürokratie aber auch Steuern/Abgaben bewertet.Grafik Standortbedingungen Deutschland

 

Während die Standortbedingungen im EU-Ausland im Schnitt als überwiegend vergleichbar eingeschätzt werden, werden die die Bedingungen in Asien, vor allem aber in den USA – beflügelt durch Subventionspakete wie dem Inflation Reduction Act – als besser bewertet. Und so planen knapp 30 Prozent der Befragten durchaus eine entsprechende Verlagerung ihrer Investitionen. 

Starke Hemmnisse: Hohe Energie- sowie Arbeitskosten und aufwändige Bürokratie  

Hindernisse Unternehmen Kunststoff GrafikFast 70% der Teilnehmenden bewerten ihre Unternehmen erwartungsgemäß als schwer bis sehr schwer betroffen von den Energiekosten. Ähnliche Werte erzielen auch die aufwändige Bürokratie und langsame Genehmigungs-verfahren sowie die hohen Arbeitskosten. Dementsprechend sehen die Befragten bei diesen Krisenthemen das größte Potenzial zum Beflügeln der Wirtschaft. Den größten Effekt erwarten sich die Befragten nach eigenen Aussagen durch Kostensenkungen und Planungssicherheit bei der Energie und vor allem durch das Bezwingen des Bürokratiemonsters. In den freien Antworten auf die Frage „Was hat Ihrer Meinung nach den größten Effekt bei der Verbesserung der Standortbedingungen?“ zeichnet sich seitens der Befragten eine deutliche Frustration über träge Genehmigungsverfahren und kleinteilige Regulierungen ab. 

Aber auch der Fachkräftemangel und die fehlenden Antworten der Politik auf Fragen der Migrationspolitik bzw. Einwanderungsgesetzgebung und der Bildungspolitik beschäftigen die Befragten. 

Sinkende Investitionen seit dem Angriff auf die Ukraine

Standort Deutschland Kunststoffzukunft GrafikBei den Investitionen, die nach Aussagen der Befragten bei 41 Prozent der Unternehmen seit dem Angriff auf die Ukraine gesunken sind, hemmen vor allem die Faktoren Planungsunsicherheit, (Energie-)Kostendruck und der hohe bürokratische Aufwand genannt. Nur knappe 9 Prozent berichten von gestiegenen Investitionen. 

Unter den aktuellen Bedingungen fallen die Erwartungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland entsprechend negativ aus. Nicht einmal 12 Prozent der Befragten gehen von einer tendenziellen Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen in den nächsten fünf Jahren aus. 

Aufbauend auf den Vorteilen des Standorts Deutschland, die von den Befragten vor allem in den Industrie-Netzwerken, in der Nähe zu Kunden und Lieferanten sowie im Freihandelsabkommen zu finden sind, zeigen sich die Befragten jedoch insgesamt noch zuversichtlich für die Kunststoffindustrie in Deutschland, so lange es der Politik gelingt, die benannten Stellschrauben zu drehen. 

Wie die Industrieverbände die Umfrageergebnisse kommentieren

 

Dr. Oliver Möllenstädt Statement: Die Kunststoffverarbeiter wollen in die Zukunft ihrer Unternehmen investieren. Detail-Regulierung im Übermaß, langwierige und aufwendige Genehmigungsverfahren sowie immer mehr Dokumentationspflichten zehren am Kapital und bremsen das Engagement und die Innovationskraft des industriellen Mittelstands aus. Wir brauchen endlich einen wirksamen Befreiungsschlag - andernfalls verliert Deutschland im internationalen Wettbewerb den Anschluss.

Ingemar Bühler Statement: Ingemar Bühler Statement: Es gibt kaum ein anderes Land, in dem die gesamte Wertschöpfungskette so präsent ist wie in Deutschland. Die Zusammenarbeit und die Innovationskraft sind weltweit führend. Wir haben die Chance, das Reallabor für die gesamte Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen zu sein, wenn die politischen Entscheidungen in den kommenden Monaten eine solche Zukunft unterstützen.

Thorsten Kühmann Statement:Der Kunststoffmaschinenbau ist trotz aller Hindernisse robust und im globalen Maßstab sehr wettbewerbsfähig. Die zurückliegenden Krisen wurden gut bewältigt und zeigen die Resilienz dieser Branche. Wir brauchen jetzt mehr Rückenwind aus den europäischen Märkten anstelle weiterer Hürden durch Bürokratie und Energiekosten!

Die Initiative „Wir sind Kunststoff“ hat in Kooperation mit dem Brancheninformationsdienst KI Kunststoff Information 518 Stimmen aus der Kunststoffverarbeitung (70%), dem Kunststoffmaschinenbau (10%), der Kunststofferzeuger (10%) und Compounder/Additivhersteller (10%) in einer Befragung zum Wirtschaftsstandort Deutschland eingeholt. Die Ergebnisse liefern damit eine umfassende und repräsentative Pulsmessung der deutschen Kunststoffindustrie.

Quelle Headerbild: iStock | Ziutograf 

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