Die Kunststoffindustrie ist keine Insel: Im Vorfeld zur K2022 (19. bis 26. Oktober in Düsseldorf), der Weltleitmesse für Kunststoffe, macht sich bei Unternehmen eine hohe Unsicherheit im Zuge der Energiekrise und der verschärften Lieferkettenproblematik breit.
Auf der jetzt startenden K Messe dreht sich alles um die Transformation der Kunststoffindustrie in einen zirkulären, klimaneutralen und resilienten Wirtschaftszweig. Unter den drei Leitthemen „Klimaschutz – Kreislaufwirtschaft – Digitalisierung“ zeigen weltweit führende Unternehmen, Vertreter der Spitzentechnologie und namhafte Forschungsinstitute, welche Veränderungen Industrie und Wissenschaft vorantreiben, um die Kunststoffbranche ressourceneffizienter und treibhausgasneutral zu machen. Die dafür benötigten Schlüsseltechnologien hat die Industrie bereits heute an der Hand. In Zeiten der multiplen Krisen zeigt sich allerdings: Der Pfad der Transformation ist steiniger als noch vor wenigen Monaten gedacht. Die Auswirkungen des Klimawandels, dramatisch gestiegene Energie- und Gaspreise sowie unterbrochene Lieferketten stellen Industrie und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Fraglich ist etwa, wie schnell eine sichere und ausreichende Versorgung mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien gelingen kann – auch, um die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen abzumildern.
Dazu Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer beim Kunststofferzeuger- und K-Trägerverband PlasticsEurope Deutschland e.V.: „Die aktuellen Herausforderungen haben eines gemeinsam: Sie erfordern einen klaren Kompass und Entschlossenheit. Für die Bewältigung braucht es jetzt und in den kommenden Jahren die konsequente Umsetzung von innovativen industriellen Lösungen und Geschäftsmodellen, etwa, um schnell signifikante Fortschritte bei der Kreislaufwirtschaft zu erzielen. Auch benötigen wir jetzt die richtigen politischen Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, die Wirtschaft zu stärken, unseren Wohlstand und unsere Zukunft nachhaltig zu sichern und gleichzeitig den Klimaschutz voranzutreiben.“
Wie das gelingt, darüber informieren und diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Industrie, Nichtregierungsorganisationen und Politik an sieben Thementagen auf der K-Sonderschau in Halle 6. Im Mittelpunkt des zentralen Dialogforums der K stehen die drei Leitthemen der Messe, die aus ökonomischen, sozialen und ökologischen Blickwinkeln betrachtet werden. Schwerpunkte sind dabei resiliente Wertschöpfungsketten, Industrie 4.0, eine CO2-neutrale Industrie und die entscheidenden Stellschrauben für mehr Zirkularität bei Kunststoffen.
Die Kunststofferzeugende Industrie in Deutschland sieht sich durch den Angriffskriegs Russlands in der Ukraine mit einer der größten Herausforderungen seit ihrem Bestehen konfrontiert. Der aus der russischen Aggression resultierende europaweite Mangel an Energie und die sich daraus ergebenden hohen Strom- und Rohstoffpreise treffen auf bereits seit der Coronapandemie bestehende schwerwiegende Probleme in den Lieferketten. Im Resultat sank die Produktion bei den Kunststofferzeugern bis August um 3,2 Prozent. Immer mehr dieser Unternehmen haben zudem Probleme, die gestiegenen Mehrkosten bei Energie, Rohstoffen und Logistik an die Kunden weiterzugeben.
Die Nachfrage nach Kunststoffen geht nicht nur in Deutschland zurück. In China führt die rigide Null-Covid-Politik der Regierung und die Krise am Immobilienmarkt zu einem deutlich verlangsamten Wirtschaftswachstum. In den USA trüben hohe Inflation und steigende Zinsen die Kauflaune und Investitionsbereitschaft. Eine deutliche Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Daher sind nun zielgerichtete und wirkmächtige politische Maßnahmen und deren zeitnahe Umsetzung notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Standorte der Kunststofferzeugenden Industrie zu sichern.