Nur noch wenige Tage bis zur K 2022 in Düsseldorf. Auf der weltweit bedeutendsten Fachmesse der Kunststoff- und Kautschukbranche stehen wegweisende Innovationen und Entwicklungen sowie visionäre Impulse im Mittelpunkt.
Der Paradigmenwechsel für unseren Planeten verlangt nach neuen Denkanstößen – auch in der Kunststoff- und Kautschukindustrie. Die K 2022 stellt sich diesen Herausforderungen, so dreht sich alles rund um die Themen Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Klimaschutz.
Schon im Vorfeld der Messe hat der VDMA-Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen unter dem Motto „Way2K“ interessante Interviews mit Stakeholdern der Branche geführt. Vor welchen Problemen steht die Kunststoffindustrie? Was ist R-Cycle und was steckt dahinter? Und wie will KraussMaffei bis 2035 klimaneutral werden? Antworten auf diese Fragen und zu vielen weiteren spannenden Themen finden Sie in der Zusammenfassung unserer dritten Interviewsammlung.
Hier finden Sie die Zusammenfassungen des ersten und zweiten Teils.
Herr Reifenhäuser, mit welchen Problemen sieht sich die Kunststoffindustrie heute konfrontiert?
Kunststoff ist in den letzten Jahren in Verruf gekommen. Wegen des Mülls. Wir alle haben die Bilder von Marine Litter vor Augen. Der Umgang mit gebrauchten Kunststoffen ist nirgendwo auf der Welt wirklich gut. Vielerorts werden sie einfach weggeworfen. Kunststoff selbst hat viele Vorteile: Er ist sehr haltbar, sehr flexibel, sehr wasserdicht und sehr leicht. Darum ist er so erfolgreich. Aber im Müll kehren sich diese Vorteile in das Gegenteil um. Kunststoff schwimmt, er geht nicht kaputt, er löst sich nicht auf. Hätte man von Anfang an neben Funktion und Kosten auch die Recycelbarkeit als wichtiges Kriterium gesehen, hätten wir weniger Probleme und mindestens 80 Prozent der Kunststoffe wären schon recycelbar. Das sind sie in dieser Dimension heute nicht. Das lange Streben nach optimaler Funktion hat zum Teil sogar Kunststoffe hervorgebracht, die schwierig oder gar nicht zu recyceln sind, mehrlagige Folien, zum Beispiel. Ich bin überzeugt, dass wir das ändern müssen und auch können. Zum vollständigen Interview
Herr Schiller, Sie betreiben seit März 2020 eine Handelsplattform für Kunststoffabfälle und Rezyklate. Woher bekommen Sie die Mengen?
Von Anbietern und Nachfragern aus der ganzen Welt. Mittlerweile von über 1.300 Unternehmen aus über 100 Ländern. Allerdings stellen wir derzeit einen erheblichen Nachfrageüberhang nach hochwertigen Kunststoffrezyklaten fest. Das klingt zwar im ersten Moment gut für die Recyclingwirtschaft, zeigt aber auch gnadenlos die Defizite im Markt auf. Für viele Kohlenstoffe existiert kein industriell verfügbares, geschweige denn rentables Recyclingverfahren; zu viele Abfälle werden weiterhin verbrannt oder deponiert. Wir leisten uns als Menschheit eine unglaubliche Verschwendung an wertvollen Ressourcen. Aber wir arbeiten bei cirplus mit den Mitteln der Digitalisierung daran, dass sich das ändert! Zum vollständigen Interview
Herr Dr. Brenken, was ist R-Cycle und welche Ziele hat es?
R-Cycle hat zwei Dimensionen. Es ist einerseits ein offener Standard zur Realisierung des digitalen Produktpasses für Kunststoffe. Außerdem ist es eine industrieübergreifende Initiative, eine Vereinigung von Unternehmen, die den digitalen Produktpass mit entsprechenden Anwendungen vorantreiben und verbreiten wollen. Den Standard nutzen wir schon in ersten Projekten und konnten so seine Wirksamkeit unter Beweis stellen. Er wird zur K der Öffentlichkeit vorgestellt. Zum vollständigen Interview
Herr Dr. Ruf, KraussMaffei will bis 2030 alle Werke CO2-neutral betreiben und bis 2035 die Produktion der Maschinen klimaneutral machen. Warum ist das nötig?
KraussMaffei ist fest davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit ein ökonomischer, ökologischer, mithin ein unternehmerischer Imperativ ist. Erfolgreiches Wirtschaften heißt für uns: nachhaltiges Wirtschaften. Dabei fokussieren wir uns nicht nur auf unser eigenes Handeln. Vielmehr sehen wir uns ebenso als Wegbereiter für unsere Kunden und Lieferanten, damit auch diese ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen. Der Zeitrahmen ist Ergebnis intensiver Diskussionen und folgt auch der Erkenntnis, dass sich die umweltpolitischen Rahmenbedingungen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene in den kommenden Jahren stark verändern werden. Darauf möchten wir vorbereitet sein. Zum vollständigen Interview
Bildnachweis Beitragsbild und Headerbild: © Messe Düsseldorf – ctillmann