Rund 80 Prozent unserer Produkte erfüllen bereits den von uns entwickelten Green Shape Standard, mit dem wir funktionelle, umweltfreundliche und fair hergestellte Produkte aus nachhaltigen Materialien kennzeichnen. Green Shape basiert auf den strengsten unabhängigen Standards und betrifft den gesamten Produktlebenszyklus: Angefangen beim Design, wo wir den Fokus auf Zeitlosigkeit und Langlebigkeit legen, über die Materialauswahl, wo wir auf recycelte und erneuerbare Materialien setzen bis hin zur Produktion der Textilien, wo wir z.B. mit dem bluesign Standard und unserer Manufacturing Restricted Substances List (MRSL) auf einen möglichst geringen Schadstoffeintrag achten. Auch soziale Standards verbessern wir immer weiter und lassen diese durch Fair Wear regelmäßig prüfen. In punkto Materialeffizienz erfüllen wir mit Green Shape einen vorgeschriebenen Mindeststandard, der je nach Produktkategorie unterschiedlich ist. Wir liegen bereits bei vergleichsweise hohen rund 85 Prozent. Im aktuellen Greenpeace-Report „Die Label-Masche“ erhält Green Shape im Testfeld von 14 Labels als eines von zweien die Bestnote, elf Labels fallen komplett durch.
Wir haben einen speziellen Reparatur-Index eingeführt, der sicherstellt, dass die Reparierbarkeit in der Produktentwicklung von Anfang an mitgedacht wird und wir unsere Produkte entsprechend gestalten. Unser Bestreben ist es, uns stetig zu verbessern. Bei Jacken haben wir beispielsweise die ersten Modelle, bei denen wir die Reißverschlüsse wieder aufgesetzt vernähen, sodass sie leichter austauschbar sind. Bei Schlafsäcken haben wir auf der Rückseite eine Längsnaht eingeführt, um den Materialverbrauch um mehr als 15 Prozent zu senken.
Diese Produkte stehen im Handel hoch im Kurs. Denn bei ihnen lässt sich eine Geschichte erzählen, die Konsument:innen überzeugt. Und es gibt immer mehr Menschen, die nachhaltig konsumieren möchten, die hinterfragen und die gezielt nach innovativen und nachhaltigen Produkten suchen.
Wir legen großen Wert auf unabhängige, strenge Zertifizierungen. Unsere Rohmaterialien verfolgen wir über den Global Recycling Standard zurück und stellen sicher, dass beispielsweise wirklich recycelte PET-Flaschen für unsere Produkte benutzt werden – und nicht extra produzierte PET-Flaschen.
Zudem setzen wir auf eine Doppel-Zertifizierung von Material- und Produktionsstätte: Der Lieferant muss ein Label für das Material haben, wie z. B. OEKO-TEX®. Für die Produktionsstätte braucht er zusätzlich OEKO-TEX-SteP. Dieses Label bestätigt, dass möglichst wenig Chemikalien einfließen. Auch bei Leder und Daunen haben wir strikte Standards hinterlegt, die immer unabhängig sind. So stellen wir sicher, dass wir von Hause aus möglichst clean sind und kein zusätzliches, aufwändiges Chemikalien-Testing brauchen.
Wir haben eine Reklamationsquote von nur rund 0,35 Prozent. Das ist ein sehr guter Wert für die Branche. Auch wenn wir Rezyklate einsetzen, wollen wir diesen Wert halten. Je nach Quelle und Qualität des Rezyklates ist das nicht immer einfach. Bei schlechter Qualität diskutieren wir durchaus, ob wir bei einem Zelt schlicht die Garnstärke erhöhen oder doch mit einer anderen Rezyklatquelle arbeiten müssen. Unsere hohen Qualitätsvorgaben unterschreiten wir für den Rezyklateinsatz nicht.
Wir achten immer auf das GRS-Zertifikat, den Global Recycling Standard. Gemeinsam mit BASF nutzen wir biomasse- oder massenbilanzierte Materialien. Und mit Covestro haben wir beispielsweise eine Zwischensohle für Wanderschuhe aus Altfetten aus der Gastronomie entwickelt. Viele große Lieferanten treiben diese Technologien mit an. Zudem haben wir viele kleinere Recyclingprojekte. Hier am Standort in Tettnang versuchen wir die Reste aus der Produktion der wasserdichten Taschen wiederzuverwerten. Wir haben auch eine spezielle Fahrradtaschenserie, die aus komplett recycelten Materialien besteht.
Durch breiter eingesetztes sortenreines PET eröffnen sich neue Möglichkeiten, um Textilien zirkulär zu gestalten. In Europa fallen über eine Million Tonnen PET-haltige Altkleidung an. Wir haben also theoretisch riesige PET-Ressourcen für die Bekleidung. Ist diese sortenrein, wäre das ein erster Schritt. Denn obwohl PET-Recycling bereits weit fortgeschritten ist, ist es weiterhin notwendig, Stör- und Farbstoffe, Rückstände von Waschmitteln zu entfernen. Es gibt auch mehrere Studien, die zu dem Schluss kommen, dass PET eine vielversprechende Ressource für zirkuläre Sportbekleidung ist. Bei großen Volumenströmen fängt die Großindustrie sicherlich an umzudenken.
Sie sollten in erster Linie Qualitätsware kaufen. Viele Produkte in der Bekleidungsbranche werden gar nicht oder nur ein- bis dreimal getragen und finden schnell wieder den Weg in den Müll. Einfach, weil sie sehr günstig sind. Hier muss ein Umdenken stattfinden, Verbraucher:innen sollten zeitlose und qualitativ hochwertige Bekleidung kaufen, die sie lange nutzen.
Neben Repair-Videos und Repair-Cafes bieten wir eine Reparatur-Werkstatt, die zum Selbstkostenpreis arbeitet. Dieser Service kommt gut an und wird oft genutzt. Die Reparaturquote liegt bei 60 Prozent, diese wollen wir in den nächsten drei Jahren noch einmal deutlich steigern. Mittlerweile haben wir auch eigene Reparatur-Services in den Niederlanden sowie der Schweiz, und in England zumindest für die Zelte.
Wir haben ein Upcycling-Team mit Mitarbeitenden aus dem Design, der Unternehmensentwicklung sowie der Reparatur- und Upcycling-Werkstatt und der Musterung. Denn auch in unserer Manufaktur gibt es Restmaterialien, die dort verarbeitet werden. Wir arbeiten dort zum Beispiel mit Planenmaterial für Radtaschen, das in der regulären Produktion nicht optimal verschweißbar war. Das Team hat daraus nach unten wasserabweisende Picknickdecken gemacht. Die Oberseite besteht aus Vlies, das in Kleidung, die dauerhaft getragen und gewaschen wird, nicht so gut geeignet war. Die Produkte bieten wir dann in unseren Outlets und Stores an. Zudem haben wir aus Werbebannern Taschen gemacht.
Auch externe Aufträge haben wir schon angenommen. So haben wir aus einer Zeppelin-Haut eine neue Kollektion Shopper-Bags und Taschen entwickelt, die Zeppelin dann wieder seinen Kunden angeboten hat. Alles, was bei uns noch funktional nutzbar ist, geht in die Verwertung. Vor kurzem haben wir außerdem auch Schlafsäcke an Bedürftige in die Ukraine geliefert. Das waren Rückläufer oder reklamierte Ware, aber voll funktional.
Immer mehr Konsument:innen möchten nachhaltig konsumieren und sich genau informieren, wie umweltfreundlich und fair ihr Produkt hergestellt wurde. Damit verbunden ist ein höherer Kommunikationsbedarf und eine Dialogbereitschaft, die für uns als transparentes, nachhaltiges Unternehmen selbstverständlich ist. Auf unserer Webseite geben wir Tipps, wie Produkte durch die richtige Pflege lange genutzt werden können. In unserem Webshop kann man sich zu jedem Produkt detailliert darüber informieren, welche Zertifikate und Siegel es hat, wo es hergestellt wurde und wie man es umweltschonend waschen, nachimprägnieren oder reparieren kann. In unserem Nachhaltigkeitsbericht geben wir einen umfassenden Einblick in alle Bereiche unseres Engagements. Hier stellen wir zum Beispiel unsere Green Shape-Kriterien transparent dar, veröffentlichen seit 2019 unsere Klimabilanz und vieles mehr.
Die Herausforderung liegt leider in der Feuchtigkeit und im Transport. Wir arbeiten mit einigen Produzenten in Asien zusammen, deshalb benötigen wir eine gewisse Sicherheit, dass die Sachen in der Seefracht geschützt sind. Auch für den Online-Handel benötigen wir eine Verpackung, das ist eine Handelsanforderung. Aktuell arbeiten wir in einigen Gremien daran, diese Probleme zu lösen. Denn die Verpackungen inklusive Folientüten machen etwa drei Prozent der Klimabilanz aus. Wenn wir alles auf Rezyklate umgestellt haben, können wir die damit verbundenen CO2-Emissionen fast halbieren.
Im letzten Jahr gab es die DIN-Circularity-Roadmap unter Federführung von DIN, DKE und VDI. Dort hat man sich über sieben Industriezweige in Deutschland hinweg getroffen. Ein solcher Dialog ist immer wichtig. Sicherlich wird es einzelne Kreisläufe geben, aber man muss auch ein Miteinander betrachten. Ich denke, hier haben wir einen guten Aufschlag gemacht. Die Frage ist jetzt nur, wie langwierig der Prozess ist, um vom Normungsbedarf ins Umsetzen zu kommen.
VAUDE ist in der Kunststoffindustrie ein gerngesehener Partner. Wir haben emotionale Produkte und sind als Marke sympathisch. Wir können als Door-Opener beim Einsatz neuer Technologien bestehen und das wollen wir weiter tun.
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Vogt.
Kai Vogt ist Head of Innovation and Hartware Equipment bei VAUDE. Nach seinem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens schrieb er 2004 seine Diplomarbeit bei VAUDE. 2005 startete er bei dem Unternehmen als Technical Trainer und war später Produktmanager für Zelte und Hartwarenaccessoires. Seit 2014 hatte Kai Vogt verschiedene leitende Funktionen inne, seit 2022 ist er als Abteilungsleiter Innovation und Hartware für Rucksäcke, Schuhe, Zelte, Schlafsäcke, Isomatten und Accessoires verantwortlich.
VAUDE bietet funktionelle und innovative Produkte für Berg- und Bikesportler. Als nachhaltig innovativer Outdoor-Ausrüster leistet VAUDE einen Beitrag zu einer lebenswerten Welt, damit Menschen von morgen die Natur mit gutem Gewissen genießen können. Dabei setzt das Familienunternehmen weltweit ökologische und soziale Standards. VAUDE steht für umweltfreundliche Produkte aus fairer Herstellung. Am Firmensitz im süddeutschen Tettnang beschäftigt das Unternehmen rund 650 Mitarbeitende.
Beitragsbild Quelle: © VAUDE